© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/12 02. November 2012

Er war einfach besser angezogen
Vor fünfzig Jahren lief der erste James-Bond-Streifen: Eine Hitliste der besten 007-Geheimwaffen
Toni Roidl

Ich wollte 1979 mit einem älteren Cousin ins Kino gehen. Ich schlug die Zeichentrick-Verfilmung vom „Herrn der Ringe“ vor. Mein Cousin: „Quatsch! Total unrealistisch! Wir gehen in ‘Moonraker’!“ Sehr realistisch, daß ein Zwei-Meter-Kerl mit Stahlzähnen das Seil einer Gondel durchbeißt ... Das war meine erste Begegnung mit James Bond!

Natürlich war Bond damals schon eine Institution. Vor genau 40 Jahren lief der erste 007-Streifen an. James Bond war die Geheimwaffe des Westens im Kalten Krieg. Kein Wunder, Ian Flemings Roman „From Russia with Love“ gehörte zu den zehn Lieblingsbüchern von J. F. Kennedy. Die bösen und humorlosen Kommunisten hatten gegen 007 keine Chance. Er war ihnen nicht nur kämpferisch überlegen, sondern auch an Eloquenz. Außerdem war er stets besser angezogen. Das überzeugte natürlich auch die feindlichen Agentinnen. Welche Frau wirft sich schon freiwillig einem Typen wie Dr. No an den Hals, wenn sie einen Kerl wie Bond haben kann? Eine wichtige Lektion, die wir Jungs damals von 007 lernten. Durch ihn wissen wir auch, daß man Wodka-Martini schüttelt, nicht rührt, und die Schuhe auch dann tadellos geputzt sein sollten, wenn man in einem brennenden Auto auf einen Abhang zurast.

Daß es mehrere Bond-Schauspieler gab, macht die Identifikation schwieriger. Welcher Bond-Typ sind Sie? Der erste war zweifellos der beste – Sean Connery bleibt einfach der Bond schlechthin. Roger Moore war nicht übel, George Lazenby unterbewertet, Pierce Brosnan sah fabelhaft aus. Sorry, Daniel Craig zählt nicht, der ist ein Bond-Darsteller, kein Original.

Diese Mischung aus Selbstsicherheit und Arroganz – Bond war cool, bevor es den Begriff überhaupt gab. Um so einen Typen konnte man die Briten schon beneiden. Doch immerhin fiel ein bißchen vom 007-Glanz auch auf uns: Das deutsche Bond-Girl Karin Dor (heute 74) wurde in „Man stirbt nur zweimal“ höchst appetitlich von Piranhas verspeist. Außerdem geht aus dem Buch „The Authorized Biography of James Bond“ von John Pearson hervor, daß Bond als Sohn eines Schotten und einer Schweizerin in Wattenscheid (!) geboren wurde! Der Marketingabteilung der Bochumer Stadtverwaltung scheint diese Information aber unbekannt zu sein ...

Doch was wäre 007 ohne Q? Der Quartiermeister (darum Q) des Geheimdienstes MI6 stattet Bond in jedem Film mit einer technischen Spielerei aus seinem Tüftellabor aus. Hier eine nicht objektive Hitliste der zehn besten Bond-Waffen:

Die Spezialbrille, mit der Bond verspiegelte Fenster entspiegeln kann (Im Angesicht des Todes, 1985)

Die Detonations-Zahnpasta mit Zünder in der Zigarettenschachtel (Lizenz zum Töten, 1989)

Das zerlegbare Scharfschützengewehr mit Infrarot-Nachtsicht-Zielfernrohr (Liebesgrüße aus Moskau, 1963)

Die Rolex mit eingebauter Kreissäge (Leben und sterben lassen, 1973)

Das Armband mit den Explosionspfeilen, die von den Handnerven ausgelöst werden (Moonraker, 1979)

Der als Radio getarnte Raketenwerfer, von Q „Ghetto-Blaster“ getauft (Der Hauch des Todes, 1987)

Der Raketenrucksack (Jet-Pack) (Feuerball, 1965)

Der Aston Martin mit kugelsicherem Panzerschott, Ölsprüh-Einrichtung, Nebelwerfer, Maschinengewehr und Schleudersitz (Goldfinger, 1964)

Der Lotus Esprit, der wie ein U-Boot taucht (Der Spion, der mich liebte, 1977)

Der schwer bewaffnete Ein-Mann-Hubschrauber „Little Nellie“, der zerlegt in vier Koffer paßt (Man lebt nur zweimal, 1967)

Außer Konkurrenz ist der weiße Lotus Esprit, der sich „In tödlicher Mission“ automatisch in die Luft sprengt, als ein Schurke die Seitenscheibe einschlägt, obwohl ein kleiner Aufkleber davor warnt, daß das Auto „diebstahlgesichert“ ist.

Ach, das waren noch Zeiten. Doch in der Ära von „Vielfalt“ und Genderei ist für Helden kein Platz mehr. Seit „Casino Royale“ (2006) darf Bond kein Macho mehr sein und nicht mal mehr rauchen! Ob er seine Konflikte bald auch gewaltfrei lösen muß?

Foto: James Bond schwer in Action in dem Film „Man lebt nur zweimal“ (1967): Technik, die begeistert, für Männer, die nichts anbrennen lassen

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen