© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/12 09. November 2012

Mit deutscher Braunkohle wäre der Strom am billigsten
Widersinnig und ruinös
Klaus Peter Krause

Die deutsche Entscheidung, die Kernkraftwerke stillzulegen und den Strom möglichst nur noch mittels Wind, Sonne und pflanzlicher Stoffe herzustellen, wird Energiewende genannt und dieser Strom als „erneuerbar“ heiliggesprochen. Aber Wind- und Solaranlagen liefern Strom nur ab und zu. Den ständig nötigen Bedarf von etwa 40 Gigawatt (GW) kann man mit Ab-und-zu-Strom nicht decken. Für die Grundlast braucht man Kohle-, Gas-, Öl- oder Kernkraftwerke. Nur diese vermögen, einen stabilen Netzbetrieb aufrechtzuerhalten. Sie geben ihre installierte Leistung Tag für Tag ganzjährig ab – und exakt in der benötigten Menge. Bei Windkraft und Photovoltaik klaffen Nenn- und tatsächliche Leistung auseinander. Liefern sie mehr als gerade benötigt, wird es im Stromnetz prekär (siehe Seite 22). Aber ein Industriestaat braucht Strom ohne Unterbrechung, ohne Netzzusammenbruch (Blackout).

Daher bleiben thermische Kraftwerke selbst dann unverzichtbar, wenn noch mehr Ökostromanlagen installiert werden – und sie können Energie am billigsten erzeugen. Strom aus Braunkohle kostet laut aktuellen Studien netto nur zwei bis drei Cent pro Kilowattstunde – doch beim Kohleverbrennen wird zwar dank moderner Technik kein Schwefel­oxid mehr emittiert, aber logischerweise CO2. Da aber die CO2-freien Kernkraftwerke verschwinden sollen, entwickeln sich ausgerechnet die als „Dreckschleuder“ und „Klimakiller“ verteufelten Braunkohle-Kraftwerke zum Gewinner der „Energiewende“.

Ein paradoxes Ergebnis. In den vier deutschen Abbauregionen der Braunkohle herrscht daher „Goldgräberstimmung“. Widersinnig auch dies: Die Ausbaupläne der Bundesregierung sehen für Wind- und Solaranlagen eine installierte Leistung von etwa 240 GW vor. Die mittlere tatsächliche Jahresleistung dieser Anlagen soll weniger als 60 GW betragen. 60 GW sind die durchschnittlich notwendige Netzleistung. Aber bei Starkwind und Dauer-Sonnenschein würden diese Ökostromanlagen viermal mehr Strom liefern als benötigt. Dann müßten drei Viertel der Anlagen abgeschaltet werden, um das Netz nicht zu überlasten. Für jede erzeugte Kilowattstunde (kWh) Strom muß also auf die mögliche Erzeugung von weiteren drei kWh verzichtet werden.

Dieser daher nicht erzeugte Strom ist jedoch nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) trotzdem zu vergüten. Da aber für den erzeugten und zwangsweise abzunehmenden Strom die durchschnittliche EEG-Vergütung zwölf Cent/kWh beträgt, muß man diesem Zwangsabnahmepreis die (durchschnittliche) Ausfallvergütung für die nicht erzeugten drei kWh noch hinzurechnen, also drei mal 12 gleich 36 Cent. Folglich kostet die kWh dann horrende 48 Cent (12 plus 36). Deswegen ist dieser „Ökostrom“ dann im Extremfall 19mal so teuer wie der aus Braunkohle – und diese Energiepolitik ruinös.

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