© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/12 09. November 2012

Blick in die Medien
Broder gegen GEZ gegen „Weltwoche“
Toni Roidl

Während die Öffentlich-Rechtlichen noch schimpfen, daß ein CSU-Fritze beim ZDF anruft, hat sich ein anderer Fall zugetragen: Verbal-Vandale Henryk M. Broder hatte sich in der Schweizer Zeitung Weltwoche die deutsche GEZ vorgeknöpft. Deutschlands unbeliebteste Institution reizte Broder dazu, den ganz dicken Knüppel aus dem Arsenal zu holen: Er schrieb, daß die Gebühreneinzugszentrale wegen ihrer Schnüffelmethoden nur als „Gestapo light“ bezeichnet werden könne. Inspiriert wurde Broder von der Welt, die die GEZ als „kafkaeske Behörde“ charakterisiert hatte, die sich „hinter Stacheldrahtzäunen und hohen Eisengittern“ verschanze.

Der Beitrag erschien auf der Internetseite der Weltwoche. Kurz darauf meldete sich eine Unternehmenssprecherin des WDR per E-Mail bei der Redaktion und legte freundlich und unverbindlich nahe, den Beitrag zu entfernen. „Gestapo light“ sei eine Diskreditierung der GEZ-Mitarbeiter. Sie hielte es für „angemessen“, den Artikel zu löschen. Nach interner Diskussion wurde er entfernt.

Broder indes ärgerte sich über den vorauseilenden Gehorsam und fragte seine Anwälte, ob die Weltwoche überhaupt eine Klage des WDR fürchten müsse. Die Juristen meinten nein und daß auch der WDR das wisse, „weshalb er es ja mit einer Einflußnahme auf den Chefredakteur und einer informellen Lösung versucht“. Also schrieb Broder einen neuen Artikel, in dem er den ganzen Fall nochmals schildert – einschließlich dem Fazit, daß das grundlose Einknicken vor dem WDR feige und unverantwortlich sei: „Eine Zeitung, die nicht bereit ist, ein solches Restrisiko einzugehen, hat ihre Aufgabe verfehlt. Wer aber im Meinungskampf mitmischen will, der sollte es darauf ankommen lassen, statt präventiv zu kapitulieren.“ Dieser selbstkritische Artikel wurde in der aktuellen Ausgabe der Weltwoche veröffentlicht. Ob dem weitere „informelle Lösungsversuche“ des WDR folgten, ist nicht überliefert.

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