© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/12 16. November 2012

Blick in die Medien
Skandal: GEZ schützt nicht vor Verarmung
Toni Roidl

So wie die wirtschaftsstarken Länder durch den Finanzausgleich die bankrotten wie Bremen oder Berlin alimentieren, ist es auch bei den Sendeanstalten der ARD: Durch einen Umverteilungsapparat finanzieren die gesunden Landesrundfunkanstalten die Problemsender.

Der Focus berichtete nun über Knatsch. Grund ist die chronische Klammheit von Radio Bremen und Saarländischem Rundfunk. Beide Anstalten sind so pleite, daß sie nicht mal ihre Tatort-Folgen selbst finanzieren können, was natürlich auch etwas über die Höhe der Produktionskosten aussagt. Aber nicht nur. Die anderen Sender schießen 300.000 Euro pro Produktion zu. Insgesamt verbraten Bremen und Saarbrücken über 50 Millionen Euro Unterstützung jährlich! Radio Bremen erwirtschaftete im vergangenen Jahr weniger als 100 Millionen Euro trotz der GEZ-Zwangsgebühr.

Zahler sind BR, HR, MDR, NDR und WDR sowie der Südwestrundfunk. Für den RBB gilt eine Sonderregel: Berlin-Brandenburg bekommt nichts, muß aber auch nichts einzahlen. HR und MDR reicht es nun angeblich. Laut Focus wollen sie den am Tropf hängenden Pleitesendern kein Geld mehr hinterherwerfen, sondern sich lieber selbst aus dem Gemeinschaftstopf bedienen. Dann könnten natürlich auch die Gebühren gesenkt werden.

Der Magazin-Bericht wurde vom MDR umgehend dementiert. Der Focus verbreite „gezielte Fehlinformationen“ mit dem bösen Ziel, „das Solidarprinzip innerhalb der ARD auszuhöhlen“. Außerdem würde erst im kommenden Jahr über den Finanzausgleich verhandelt. Aha, und bis dahin sieht alles bestimmt schon gaaanz anders aus.

Währenddessen verkündete Bremens Intendant Jan Metzger bereits, es sei eine „Verbesserung“ des ARD-Finanzausgleichs nötig, damit Radio Bremen seine „Aufgaben für das Land“ richtig erledigen könne. Willkommen im Fernseh-Sozialismus!

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