© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/12 23. November 2012

Meldungen

NS-Vergangenheit: Streit um Vertriebenenstudie

Berlin. Mit scharfer Kritik hat der Grünen-Politiker Volker Beck auf eine Studie des Bundes der Vertriebenen (BdV) zur Rolle von Gründungsmitgliedern im Nationalsozialismus reagiert. „Wer vom BdV eine kritische Aufarbeitung der eigenen NS-Vergangenheit erwartet, der hält auch den Bock für einen guten Gärtner“, sagte der Bundestagsabgeordnete. Hintergrund ist die vom Institut für Zeitgeschichte herausgegebene Studie „Funktionäre mit Vergangenheit“, die deren Verhalten zur Zeit des Nationalsozialismus untersucht. Die BdV-Präsidentin Erika Steinbach (CDU) hatte darauf hingewiesen, daß Verstrickungen in den Nationalsozialismus in einem zeitgeschichtlichen Kontext gesehen werden müßten. „Wir wissen heute, daß quer durch alle Gesellschaftsschichten, alle Ebenen der Wirtschaft, Verwaltung, Justiz, Medien und Politik ehemalige Mitglieder der NSDAP Einfluß hatten.“ Den Vorwurf einer besonderen ideologischen Nähe zwischen Nationalsozialismus und der politischen Ausrichtung des BdV wies Steinbach zurück: „Die Präsidenten, die unseren Verband besonders geprägt haben, waren der vom Nationalsozialismus verfolgte sudetendeutsche Sozialdemokrat Wenzel Jaksch und der Christdemokrat Herbert Czaja, der erwiesenermaßen in Opposition zum nationalsozialistischen Regime stand.“ (ho)

 

Elternzeit: Arbeitgeber fordern Kürzung

BERLIN. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat sich für eine deutliche Kürzung der Elternzeit ausgesprochen. „Sobald der Ausbau der Kinderbetreuung gewährleistet ist, sollte die Elternzeit stufenweise auf zwölf Monate abgesenkt werden“, sagte er der Welt. Die in Deutschland bis zu drei Jahre lang mögliche Freistellung wirke sich negativ auf die Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt aus, warnte Hundt. „Je länger Frauen aus dem Beruf aussteigen, desto schwieriger ist die Wiedereingliederung, desto größer sind die Qualifikationsverluste“, heißt es in einem Positionspapier der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA). Auch beim Elterngeld seien „die Anreize zum Verbleib oder zur zügigen Rückkehr in Beschäftigung zu gering“. Mütter und Väter können sich in Deutschland bis zu drei Jahre unbezahlt von der Arbeit freistellen lassen. Zudem erhalten sie bis zu 14 Monate lang Elterngeld. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) wies die Forderungen zurück. „Wie Eltern in Deutschland die Betreuung ihrer Kinder in den ersten drei Jahren organisieren, ist zum Glück immer noch Sache der Familien und nicht der BDA.“ Familien hätten eigene Bedürfnisse und seien keine ökonomische Verfügungsmasse, betonte die Familienministerin. Unterstützung bekam sie von ihrer bayerischen Amtskollegin Christine Haderthauer (CSU). Für Hundt seien Kinder offenbar „reine Störfaktoren bei der Produktivität einer Gesellschaft.“ (ho)

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