© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/12 23. November 2012

„Die Franzosen ticken ganz anders als wir“
Bundestagswahl: Die Publizisten Arnulf Baring und Alexander Gauland rühren in Berlin für die Freien Wähler die Werbetrommel
Lion Edler

Der Publizist Alexander Gauland hält große Stücke auf die Freien Wähler. Er ist Mitbegründer der „Wahlalternative 2013“, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Gruppierung im Bundestagswahlkampf tatkräftig zu unterstützen. Im Mittelpunkt wird dabei die Euro-Krise stehen, wie auch eine Veranstaltung am Montag in Berlin gezeigt hat. Gauland warf dabei der politischen Klasse den Bruch zahlreicher EU-Verträge vor. „So geht unsere Elite mit Verträgen und mit Verpflichtungen um“, sagte Gauland und beklagte: „Man hat ja gar keine Wahl mehr in dieser Frage.“

Der Publizist und Überraschungsgast Arnulf Baring gab zu bedenken, daß Währungen ohne gemeinsamen Staat normalerweise scheiterten, weil es „Länder mit unterschiedlicher Leistungskraft und unterschiedlicher Mentalität“ seien. Es sei etwa zu bedenken, „daß zum Beispiel die Franzosen ganz anders ticken als wir“. Die Franzosen hätten „überhaupt kein Verhältnis zu dem, was wir Verpflichtungen nennen“. Zu konstatieren sei, daß nach dem Zweiten Weltkrieg „von Frankreich im Grunde genommen nie daran gedacht wurde, uns als gleichberechtigten Partner zu betrachten.“ Baring forderte den Austritt Deutschlands aus dem Euro – oder zumindes die Drohung damit. Die geäußerte Hoffnung aus einen Einzug der Freien Wähler in den Bundestag quittierte Baring mit Applaus. Die Ausdehnung der Gruppierung auf die Bundesebene, bezeichnete er als „gewaltiges Risiko“, „aber die Sache ist es wert“.

Der Spitzenkandidat der Freien Wähler, Stephan Werhahn, beleuchtete das Thema parteipolitisch. Die Gruppierung stehe „für einen Staatenbund souveräner Staaten in Europa“, für eine „Restitution des Rechtsbewußtseins“ sowie für „Entbürokratisierung, Vereinfachung des Steuersystems“. Auf den Zwischenruf eines Zuhörers, ob die Partei für oder gegen den Euro sei, sagte Werhahn, man sei „gegen den Euro, so wie er heute existiert“. „Eiern Sie doch nicht so rum“, rief daraufhin ein Zuhörer. Werhahn verteidigte sich: Die Freien Wähler könnten nicht sagen, daß es nur eine Lösung gebe, sondern müßten verschiedenen Auffassungen Gehör verschaffen, sonst sei man „genauso einseitig wie Frau Merkel“. Die Freien Wähler müßten eine Alternative für die Enttäuschten sein, „und zwar eine bürgerlich-konservative, weil die ist überhaupt nicht mehr vertreten“, sagte eine Zuschauerin.

Deutlich wurde in der Diskussion, daß hinter den wirtschaftlichen Problemen der Euro-Krise eine außen- und geschichtspolitische Vertracktheit steckt. Später, so Baring, werde man darüber nachdenken, „warum wir eigentlich vor 100 Jahren in diese Lage gekommen sind“. Baring sieht die Gefahr der Isolierung Deutschlands wiederholt, weshalb er für bessere Beziehungen zu den Vereinigten Staaten warb, zumal diese als einzige Großmacht 1990 für die deutsche Einheit eingetreten seien.

Mehrfach wurde von Zuhörern eine schärfere Position in der Euro-Frage eingefordert: „Sie brauchen ein Ausstiegsszenario für den Euro!“, rief ein Mann unter Applaus. Werhahn meinte daraufhin, er sei noch kein „Profipolitiker“ und daher noch in der Phase des Differenzierens und Abwägens, merke aber, daß diese Zeit „schleunigst zu Ende gehen muß“.

Gauland sah jedoch bei wenig abwägenden Positionen die Gefahr, daß die Freien Wähler in den Medien „einen Riesen-Gegenwind kriegen“, dessen Tenor sein werde: „Erstens sind sie gegen Europa, zweitens sind sie rechtsradikal, drittens: war da nicht etwas mit Adolf Hitler?“ Laut Gauland hat sich in Europa die Ansicht festgesetzt, daß Deutschland an beiden Weltkriegen schuld sei und es dafür zahlen müsse. Man müsse sich „klug verhalten“, denn: „Wir können alleine nicht handeln“, warb Gauland um Verbündete in Europa.

www.wa2013.de

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