© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/12 23. November 2012

Zeitschriftenkritik: Kommando Spezial
Elite-Einheit zur Terrorbekämpfung
Werner Olles

München, 5. September 1972. Am frühen Morgen dringt ein Kommando der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ in das Olympische Dorf und in die Unterkunft der israelischen Mannschaft ein. Zwei Sportlern gelingt die Flucht, ein anderer wird beim Fluchtversuch erschossen, die übrigen zehn werden als Geiseln genommen. Die Forderung der Terroristen: Freilassung von 200 Palästinensern in israelischen Gefängnissen und ungehinderter Abflug in ein arabisches Land. Nach zähen Verhandlungen und mehreren Ultimaten endet die Geiselnahme auf dem Flughafen von Fürstenfeldbruck in einem Fiasko. Die Terroristen ermorden alle Geiseln, ein Polizist stirbt ebenfalls im Kugelhagel. Zwar können fünf der Attentäter ausgeschaltet werden, doch die gescheiterte Befreiung der israelischen Sportler stellt für die deutschen Sicherheitsbehörden ein einziges Desaster dar.

Das Drama von Fürstenfeldbruck war die Geburtsstunde der Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9) unter ihrem ersten Kommandeur Oberstleutnant i. BGS Ulrich K. Wegener. Vom Tower des Flughafens aus hatte er als sicherheitspolitischer Berater von Bundesinnenminister Genscher fassungslos zusehen müssen, was sich auf dem Flugfeld abspielte. Das Attentat und die hilflosen Aktionen der Sicherheitskräfte offenbarten das Fehlen entsprechend ausgebildeter Spezialkräfte. Erst danach reagierten die Länderpolizeien mit der Aufstellung von Spezialeinsatzkommandos (SEK), und auf Bundesebene erfolgte bereits am 26. September 1972 die Aufstellung der GSG 9 als Spezialeinheit zur Terrorbekämpfung beim BGS.

Unter dem Titel „40 Jahre GSG 9 – Waffen, Ausrüstung, Einsätze“ widmet die Zeitschrift Kommando – International Special Operations Magazine (K-ISOM) der inzwischen legendären Truppe ein reich bebildertes aktuelles Sonderheft (Oktober/März 2013). Akribisch wird die Geschichte und Entwicklung vom desaströsen Münchner Anschlag bis heute geschildert. Auch Einsätze, die nicht optimal abliefen, wie beispielsweise in Bad Kleinen, kommen zur Sprache. In den Medien wird über die mehr als 1.600 hochriskanten und erfolgreichen Aktionen der „Neuner“ kaum berichtet, doch das Drama von Bad Kleinen schaffte es auf sämtliche Titelseiten. Tatsächlich handelte es sich hier um ein Mißverständnis in der Kommunikationskette, das durch die Einsatzführung des BKA ausgelöst wurde, die GSG 9 stellte lediglich einen Teil der Zugriffskräfte. Die Behauptung, der RAF-Terrorist Grams sei durch einen aufgesetzten Kopfschuß als Rache für den von ihm während des Feuergefechts getöteten Grenzschutzbeamten Michael Newrzella „hingerichtet“ worden, erwies sich nach genauen Untersuchungen als falsch. Dennoch wurde diese Legende auch weiterhin von links angesiedelten Medien verbreitet. Während der Staat Michael Newrzella, den ersten im Einsatz gefallenen GSG-Beamten längst vergessen hat, erinnert im GSG- 9-Hauptquartier eine Gedenktafel an ihn.

Kontakt: K-ISOM/SJ Publications GmbH, Postfach 81 04 48, 90249 Nürnberg. Das Einzelheft kostet 6,50 Euro, K-ISOM Spezial 9,90 Euro.

www.k-isom.com

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