© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/12 23. November 2012

CD: Von Thronstahl
Krönender Schlußpunkt
Nils Wegner

Nach dem fulminanten Spätwerk „Germanium Metallicum“ (JF 25/09) und der Restesammlung „Conscriptvm“ von 2010 war es sehr still um das umtriebige Münchner Projekt Von Thronstahl (VT) und Mastermind Josef Maria Klumb geworden. Nach einem mißlungenen Untergrundkonzert in Duisburg hatte Klumb sich vor zwei Jahren entschlossen, sein Projekt unbefristet auf Eis zu legen.

Um so mehr spitzten Fans die Ohren, als es 2011 erste Anzeichen für ein weiteres, diesmal finales Album gab. Ende Oktober ist „Corona Imperialis“ nun erschienen; für Liebhaber auch in einer exklusiven und auf 500 Exemplare limitierten Box mit einem zusätzlichen Live-Doppelalbum. Bereits die Gestaltung des Schubers stellt klar, wohin die Reise geht: Da wird an einem Totenschädel, der die Krone der Freiheitsstatue trägt, die Schere angesetzt. Im Innenteil finden sich Bildcollagen, die von Skulpturen Fritz Klimschs dominiert werden; auch dankt Klumb hierin seinen Weggefährten über die Jahre für Mitarbeit und Beistand in wechselhaften Zeiten.

Was anfangs nach Endzeit aussieht, entpuppt sich im Musikalischen dann jedoch – nicht zuletzt aufgrund der Zusammenarbeit mit Spreu & Weizen (JF 41/11) – als ungebrochen bombastisch und imperial. Bereits das eröffnende „Majestät brauchen Sonne“ schneidet das Leitmotiv des gesamten Albums, nämlich die Heimkehr zu sich selbst, an. Das martialisch-düstere „Heimwärts wir fahren (über kurz oder lang)“ fügt dem Gesamtbild noch die eigenwillige, orthodox-katholische Komponente hinzu, die Klumbs musikalisches Schaffen seit seiner Konversion auf einer ideologiefreien Ebene maßgeblich prägt. In dieselbe Kerbe schlägt „Regnum, Super-Regnum“, eine Eloge auf den freien Geist in der Sturmzeit – mit einer Rückbindung an das Transzendentale –, „der alles in Atem hält“.

Das ungleich beschwingtere Triptychon aus „Tausend Jahre später“, „Hierosolyma est perdita“ und „And After The War“ bewahrt zwar die bedeutungsschwangere Atmosphäre der vorangegangenen Lieder, weiß jedoch mit beinahe schon poppigen Klängen aufzuwarten – ein Moment der Entspannung in diesem schwergewichtigen Werk. Eine ähnliche musikalische Dreifaltigkeit folgt: „Marching Home“ und „Coming Home“ verstehen sich explizit als zweiteiliges Lied, die klanggewaltig, doch besinnlich den Aspekt der einsamen Schicksalserfüllung hervorheben. Letztlich kann ein jeder seine Heimkehr nur selbst vollziehen – je nach Ziel, indem er seine Vergangenheit abstreift und sich so selbst transzendiert. Das stilecht in einem hypnotischen Schwungrad-Rhythmus vorüberpreschende „All Along The Railway Track“ betont noch einmal die Macht des sichtbaren Ziels über den Weg des je einzelnen.

Welche „Toten“ es sein sollen, die als nächstes selbstmitleidig „An Bahnsteigen stehen“, ist schwer auszudeuten; am ehesten gemeint sein dürften die Massenmenschen in ihrer blutleeren Zeitgeistigkeit. Dem stellt das klassisch-neofolkige „Du trägst das Leben“ ein zuversichtlich-sendungsbewußtes Idealbild gegenüber, das „Königssöhne/Sterntaler“ noch sphärisch in die Verheißung zu vertiefen weiß. Josef Klumb hat seinem Schaffen mit Von Thronstahl hier einen ausgesprochen würdigen Schlußpunkt gesetzt.

Von Thronstahl Corona Imperialis Trutzburg Thule, 2012 www.trutzburg-thule.de

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