© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/12 23. November 2012

Lockerungsübungen
Mehr Frauen, weniger Kosten
Karl Heinzen

Trotz heftiger Anfeindungen hat EU-Justizkommissarin Viviane Reding nun doch einen Gesetzentwurf vorgelegt, dem zufolge die Aufsichtsräte der knapp 5.000 börsennotierten Unternehmen Europas bis 2020 zu mindestens 40 Prozent mit Frauen besetzt sein müssen. Der Kritik an einer rechtlich vorgeschrieben Frauenquote, die aus manchen Hauptstädten zu vernehmen war, trägt der Entwurf durch eine Klausel Rechnung, die es Mitgliedsstaaten erlaubt, das Gesetz nicht in Kraft zu setzen, sofern sie das Ziel auch auf einem anderen Weg erreichen können.

Anläßlich der Vorstellung ihres Gesetzentwurfes wies Reding darauf hin, daß es sich um einen „historischen Tag für die Gleichberechtigung der Geschlechter“ handelt. Dies mag kitschig klingen, ist aber nachvollziehbar. Allen moralischen Appellen an die männerdominierte Elite der Wirtschaft, Frauen mehr als bisher den Zutritt zu ihren exklusiven Kreisen zu gewähren, war bislang schließlich kein Erfolg beschieden. So sind in Deutschlands börsennotierten Unternehmen gerade einmal 3,4 Prozent der Vorstands- und 12,7 Prozent der Aufsichtsratsposten mit weiblichen Managern besetzt. Offenbar bedarf es der starken Hand des Gesetzgebers, um die Blockierer der Gleichberechtigung zur Einsicht zu bringen. Dies ist zu hoffen, da sich eine annähernd paritätische Berücksichtigung von Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen für die Wirtschaft auszahlen wird.

In erster Linie ist dabei an eine deutliche Reduzierung von Personalkosten auch auf den Chefetagen zu denken. Frauen verdienen für gleiche Arbeit durchschnittlich 25 Prozent weniger als Männer. Warum sollte dieses offenkundig eherne Gesetz unserer Wirtschaft ausgerechnet bei ihren Eliten nicht zum Tragen kommen?

Frauen in Führungspositionen sind zudem ein Garant dafür, daß dem Druck, das Lohn- und Gehaltsgefälle zwischen den Geschlechtern endlich aufzuheben, nicht nachgegeben wird. Auch weibliche Vorstände und Aufsichtsräte haben allein den Shareholder Value im Blick. Eher als Männer sind sie gegen die Anspruchsmentalität ihrer Geschlechtsgenossinnen immun und lassen nicht zu, daß Gleichberechtigung zum Kostentreiber wird. Gleichen Lohn für gleiche Arbeit wird es mit ihnen nur geben, wenn dies durch einen Einkommensverzicht der Männer möglich wird.

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