© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/12 23. November 2012

Museumspädagogik: Warnungen vor „Living History“
Wachsamkeit vor Tendenzen geboten
(wk)

Neuerdings bieten viele Museen einen besonderen Service an, der sich „Living History“ nennt. Dabei agieren Museumsangestellte oder freie Mitarbeiter in historischen Kostümen und spielen typische Situationen aus der Vergangenheit nach, womit „Geschichte zum Anfassen“ vermittelt wird. Das freilich stellt für den Museumspädagogen Ullrich Brand-Schwarz, der sich als Kenner der diesbezüglichen Szene vorstellt, eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar, insbesondere wenn es zu einer Beteiligung von Personen kommt, welche eigene, das heißt unabhängige Konzepte entwickelt haben: So seien „bei den Darstellungen germanischer Verbände sowie Wikinger-Darstellungen, aber auch in anderen Gruppierungen Tendenzen aufgetreten, die politisch oder religiös als bedenklich zu werten sind“ (Archäologisches Nachrichtenblatt 3/2012). Zudem gelte die „ungeschriebene Übereinkunft“ nicht mehr, keine Kriegshandlungen vorzuführen, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 stattfanden. Ja, „mittlerweile werden in Deutschland auch Truppenteile der Wehrmacht und der Alliierten des Zweiten Weltkriegs nachgestellt“. Das zeige ganz eindeutig: „Geschichte als nacherlebbares Ereignis kann leider auch als Vermittlungsplattform für schwierige und bedenkliche Inhalte mißbraucht werden.“ Deshalb sei Wachsamkeit geboten.

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