© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/12 23. November 2012

Gedenken an Altonaer Blutsonntag: Gut-Böse-Schemata der Antifa
Kein Aushalten von Grautönen
(ob)

Am 17. Juli 1932 erschossen Polizisten 16 Bewohner des Altonaer Arbeiterviertels. Dieser als „Altonaer Blutsonntag“ in die Geschichte der Weimarer Republik eingegangene Tumult bildete den letzten Auslöser für den drei Tage später erfolgten „Preußenschlag“, die Amtsenthebung der sozialdemokratischen Landesregierung durch Reichskanzler Franz von Papen (JF 30-31/12). Der 80. Jahrestag des „Blutsonntags“ gab im Juli 2012 den örtlichen „Antifaschisten“ und der lutherischen Nordkirche Gelegenheit, durch einen „Stadtrundgang“ und Vorträge Erinnerungspolitik zu zelebrieren. Vom Gedenken ausgeschlossen blieben die zwei von Kommunisten ermordeten SA-Männer, deren Tod die von der KPD geschürten bürgerkriegsähnlichen Unruhen und den blutigen Polizeieinsatz erst auslöste. Angesichts der von Kirche und Antifa offerierten primitiven „Gut-Böse-Schemata“ fühlt sich selbst der als „Antifaschist“ sich spreizende Hamburger Historiker Frank Omland, der den Veranstaltungen eine ausführliche Nachbetrachtung widmet (Mitteilungen der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, 83/2012), bei seiner Ehre als Wissenschaftler gepackt. Denn ein „Mehr an Differenzierung“ und ein „Aushalten von Grautönen“, so klagt er, hätte man angesichts der komplexen historischen Situation im Jahre 2012 von den Veranstaltern wohl erwarten dürfen.

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