© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/12 23. November 2012

Frisch gepresst

Rathenau. Allein zwischen 2005 und 2009 erschienen drei dicke Biographien über den Industriellen, Kulturkritiker und Politiker Walther Rathenau. Neue Forschungslücken sind seitdem nicht entstanden, ein Bedarf nach einer weiteren Lebensdarstellung des im Juni 1922 einem Anschlag von Nationalrevolutionären zum Opfer gefallenen deutschen Außenministers (JF 26/12) ist hierzulande nicht zu erkennen. Um allerdings das angelsächsische Publikum mit einer historischen Figur vertraut zu machen, die dort schon zu Lebzeiten nie sonderliche Beachtung gefunden hat, wagte die israelische Historikerin Shulamit Volkov (Tel Aviv) für amerikanische und britische Leser einen weiteren Aufguß. Rasch übersetzt, ist das weitgehend redundante Büchlein nun auch auf dem heimischen Markt greifbar. Die Paradedisziplin aller Rathenau-Interpreten, der „jüdische Selbsthaß“ des vielbegabten Mannes, handelt die hoch gelobte „Antisemitismus-Expertin“ leider auf frappierend trivialem Niveau ab, während sie in ihren Referaten der Positionen, die der AEG-Lenker und Moderne-Kritiker inmitten der wilhelminischen Globalisierung bezog, wenigstens nicht allzu weit hinter ihre jüngsten Vorgänger Wolfgang Brenner, Christian Schölzel und Lothar Gall zurückfällt. (ob)

Shulamit Volkov: Walther Rathenau. Ein jüdisches Leben in Deutschland. C. H. Beck Verlag, München 2012, gebunden, 250 Seiten, Abbildungen, 22,95 Euro

 

Bayerisches. Jedes Jahr erscheint bereits im August der Wendelsteinkalender und gehört damit zu den ersten Jahreskalendern. Neben seinem Kalendarium zeichnet er sich durch die bayrisch-voralpenländisch geprägten Berichte über das Brauchtum der Region um Rosenheim und im Chiemgau aus. Ferner die beliebten Kurzgeschichten bekannter bayrischer Autoren. Das alljährliche Interview des Redakteurs Werner Krämer galt diesmal dem in der bayrischen Szene gern gesehenen Werner Schmidbauer. Seine Fernsehsendung „Gipfelgespräche“, in der er von bekannten Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und Kulturbetrieb beim Bergwandern viele persönliche Dinge erfährt, hat ihm einen guten Namen gemacht. Aber auch die bayerische Historie kommt nicht zu kurz. So klärt der Kalender über das erste deutsche Gesetz, die „Lex Bajuvariorum“ aus dem siebten Jahrhundert auf. (WAHS)

Werner Krämer (Hrsg.): Wendelsteinkalender 2013. Wendelstein Verlag, Rosenheim 2012, broschiert, 168 Seiten, 8,40 Euro

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