© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/12 23. November 2012

Umwelt
Sexy auch ohne Pelz
Volker Kempf

Boom bei Kürschnern“, titelte kürzlich Bild. Die Kundschaft werde jünger, sie sei im Schnitt nur noch 35 Jahre alt. Über die wachsende Attraktivität seines Handwerks freut sich der Chef der sächsischen Kürschnerinnung, Jürgen Förster: „Es gibt wieder mehr Bewerber, der Beruf erfährt wieder mehr Akzeptanz.“ Mit Anzeigen wird nachgeholfen, Kunden für Pelze zu begeistern. Auch ein Wettbewerb „Pelz-Foto 2012“ darf nicht fehlen. Es winkt ein Amazon-Gutschein von 500 Euro. Doch Tierschützer halten dagegen: „Pelz ist nicht sexy!“ Unter diesem Motto des Tierrechtsvereins Peta zeigt sich die polnische Schauspielerin Joanna Krupa mit einem zotteligen Pelz im Slip: „Ruinier deinen Look nicht mit Pelzbesatz.“ Das Blitzlichtgewitter für das Mannequin ließ nicht lange auf sich warten. Tiere würden „in Pelzfarmen gequält“ und „grausam gehalten“, lautet die Botschaft für die angerückten Journalisten.

Der Tierschutzbund mahnt per Pressemitteilung: Freiheitsliebende Pelztiere wie Nerze würden in Käfigen gehalten und könnten dort Artgenossen nicht aus dem Weg gehen. Wasserliebende Sumpfbiber lebten in Betonverschlägen. Deutschland sei da keine Ausnahme. Und wo Wildtiere in freier Wildbahn gefangen würden, dort leider oft mit Fangeisen. Der Tod sei qualvoll. Für einen Pelzmantel seien etwa 40 Nerze nötig oder 110 Eichhörnchen oder bis zu 200 Chinchillas. Artenschutzabkommen würden immer wieder umgangen. Muß das alles sein? Es gibt Kunstpelze, doch junge Leute wollen „endlich mal einen Echtfellkragen an dem Parka“, weiß der sächsische Kürschner. Es gibt sicher höhere Kulturideale, als mit Pelzen durch die Gegend zu laufen. Mit beißender Kritik reagierte daher schon Ludwig Klages vor rund hundert Jahren auf den Kult um Pelz und Elfenbein. Nötig ist das heute leider immer noch.

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