© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/12 07. Dezmber 2012

Zeitungskrise
Die Zukunft des Journalismus
Dieter Stein

Kein Tag vergeht derzeit, an dem nicht neue Hiobsbotschaften aus der Verlagswelt verbreitet werden: Letztens wurde die Insolvenz der linken Frankfurter Rundschau bekanntgegeben, danach die Einstellung der defizitären Financial Times Deutschland, die an diesem Freitag das letzte Mal erscheint. Jetzt wurde die Streichung von bis zu 80 Stellen bei Berliner Zeitung und Berliner Kurier verkündet, und das Dickschiff Spiegel, Jahrzehnte erfolgsverwöhnt, meldet Umsatz- und Gewinneinbrüche ebenso wie die FAZ. Panik macht sich auf den Fluren der alteingesessenen Zeitungsredaktionen breit, mancher sieht im nächsten Jahr ein Blutbad für Mitarbeiter der Verlagsbranche kommen.

Lange angekündigt, steht die Medienwelt an einem Wendepunkt: Bis 2015 wird das Internet in Deutschland die klassischen Druckmedien bei den Werbeeinnahmen überholt haben, das Fernsehen wird bereits 2013 abgehängt, wie die Welt jetzt berichtete. Jeder, der sich morgens in den öffentlichen Verkehrsmitteln bewegt, kann den Wandel beobachten: Früher verschwanden die Fahrgäste hinter Wänden aus Zeitungspapier, heute blicken die meisten in ihre Mobiltelefone und blättern sich durch Onlineportale, chatten bei Facebook oder lesen private Nachrichten.

Aus Befragungen wissen wir, daß auch die meisten unserer eigenen Leser inzwischen ihre tagesaktuellen Nachrichten aus dem Internet beziehen. Viele haben ihre Tageszeitungen gekündigt. Der traditionellen Tagespresse geht es so an den Kragen. Die Verlage wollen auf die Gratiskultur jetzt mit Bezahlschranken im Internet reagieren. Die Bundesregierung will zudem Suchmaschinen wie Google zwingen, für Verlinkungen auf Zeitungsinhalte Gebühren zu zahlen. Zweifelhafte Maßnahmen, die das Blatt nicht wenden werden.

Geht der traditionelle Print-Journalismus zu Ende? Mit Sicherheit ist ein arroganter, selbstverliebter ideologischer Journalismus am Ende, der auf Bevormundung und Verhöhnung der Leser setzte. Ein Journalismus, der sich auf Werbemilliarden und als krisenfest geglaubten Vertriebserlösen ausruhte und über die Bürger hinwegschrieb: sei es in der Euro-Krise, bei gesellschaftsverändernden Experimenten wie der Masseneinwanderung, der sogenannten Energiewende oder feministischen Umerziehungsmaßnahmen und Quotenirrsinn.

Zukunft haben wird ein Journalismus, der sich den Interessen der Leser und Bürger dieses Landes verpflichtet fühlt, ein Journalismus, der sich zu eigener Recherche, einer souveränen Haltung verpflichtet und nicht mit den Wölfen heult. Es wird immer anspruchsvolle Bürger geben, die sich mit der konfektionierten journalistischen Massenware nicht abspeisen lassen wollen und es wichtig finden, daß im medialen Einheitsbrei Gegenpositionen Gehör finden – wie diese Zeitung.

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