© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/12 07. Dezmber 2012

Meldungen

Sterben und Tod in der Gegenwartsliteratur

FREIBURG. Die traditionellen christlichen Hoffnungsbilder sind in der den Tod verarbeitenden Gegenwartsliteratur durchaus noch anzutreffen. Davon legt das jüngste, autobiographisch geprägte Buch der Pfarrerstochter Gabriele Wohmann Zeugnis ab. Durch das Glaubenszeugnis der Eltern sei dieser Autorin früh Zuversicht und Gottvertrauen zur Selbstverständlichkeit geworden. Repräsentativ, so urteilt die Mainzer Germanistin Elisabeth Hurth in ihrem Essay über die „Poesie des Todes“ (Herder-Korrespondenz, 11/2012), sei ihre Position heute aber schon lange nicht mehr. Vielmehr dokumentiere die Masse der literarischen Produktion den „eklatanten Bedeutungsverlust“ der christlichen Botschaft vom Sinn des Lebens und des Todes. Als Stimme dieser dominanten Mehrheit „gottverlassener“ Literaten gilt Hurth das Tagebuch des 2010 einem Krebsleiden erlegenen Künstlers Christoph Schlingensief. Er lege die Angst des modernen Menschen vor dem Verlust seiner Autonomie offen, „die Angst eines Menschen, dem Gottes Plan fremd“ bleibe. Folge man der Vision des Technik-Propheten Ray Kurzweil, dann werde diese Selbstermächtigung bald nicht mehr vom Tod bedroht, da die Verschmelzung von Mensch und Maschine jedem ein „ewiges Leben“ verspreche. (wm)

www.herder-korrespondenz.de

 

Kreis ohne Meister und die Poesie-Ressourcen

LEIDEN. Nach fast 60 Jahren stellte die 1951 gegründete Zeitschrift Castrum Peregrini 2008 ihr Erscheinen ein (JF 18/08). Sie war das Organ des „Kreises ohne Meister“, wie der Marbacher Ideenhistoriker Ulrich Raulff das Netzwerk der Freunde und Verehrer des 1933 verstorbenen Dichters Stefan George tituliert hat. Als Spinne im Netz galt der Castrum-Gründer Wolfgang Frommel (1902–1986), der zu dem Lyriker niemals eine nahe Beziehung hatte und trotzdem zum einflußreichsten Hüter des George-Kults aufstieg. Diesem „manischen Menschenfischer“, seinem „Meister“ und dem Kunsthistoriker Wilhelm Fraenger galt im Sommer 2012 ein Potsdamer Symposion, das nach Einschätzung von Bodo Mrozek (Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 3/2012) Frommels vielfach angefeindete Verklärungsaktivitäten und den umstrittenen Charakter des homosexuellen Literaten in ein mildes Licht tauchte. Dem George in Habitus, Kleidung und Frisur nachahmenden Frommel, dem begnadeten „Charismatiker“, sei es, anders als den „ketzerischen“ Heidelberger George-Verehrern um Fraenger, nach 1945 immerhin gelungen, das Werk des Meisters als „pädagogisches Programm“ zu tradieren und Dichtung sowie bildende Kunst als „Ressource von gemeinschaftsstiftender Kraft“ zu nutzen. (ft)

www.geistesgeschichte.net

 

Wolf Schneider: Kritik an Theologensprache

WETZLAR. Wenn evangelische Kirchenleute den Mund auftun, gelingt es ihnen oft nicht – frei nach Luther – „dem Volk aufs Maul zu schauen“. Kritik an einer verquasten Theologensprache übt der Journalist und führende Sprachkritiker Wolf Schneider (87). Nur wenige sprächen „normales Deutsch“, sagte er in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Beschlüsse der EKD-Synode seien im „Bürokratenjargon“ verfaßt. Das sei „das äußerste Gegenteil von Luther“. Schneider: „Mit einer solchen Sprache beschleunigt die evangelische Kirche ihren Niedergang.“ (idea)

 

Sprachpranger

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