© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/12 07. Dezmber 2012

Unter Mars mobil gemacht
Von Assurnasirpal bis Viriatus: Stephan Elberns Porträts 51 antiker Feldherren
Matthias Bath

Nicht ganz unzutreffend weist der Althistoriker Stephan Elbern bereits im Vorwort seiner Arbeit zu den antiken Feldherren darauf hin, daß zahlreiche historische Persönlichkeiten des Altertums, die noch unseren Großeltem aus dem Schulunterricht vertraut waren, heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Um dieses verschüttete Bildungsgut wieder zu heben, hat er eine Auswahl der bedeutendsten Heerführer des Altertums zusammengestellt und in dem vorliegenden Sammelband porträtiert. Wichtigste Auswahlkriterien waren naturgemäß die militärischen Erfolge der Betreffenden sowie deren historische Nachwirkungen, ferner wichtige militärische Neuerungen und Reformen. Einzelne Feldherren stehen auch beispielhaft für bestimmte Epochen oder für ungewöhnlich spannende „Geschichten aus der Geschichte“.

Von den 51 Biographien behandeln fünf Feldherren des Alten Orients, die übrigen solche des Klassischen Altertums. Der Zeitrahmen reicht dabei von dem babylonischen Herrscher Sargon von Akkad (um 2350–2295 v. Chr.), der das erste Großreich der Geschichte schuf, bis zu den letzten römischen Feldherren Flavius Aetius (um 390–454) und Flavius Ricimer (gestorben 472 n. Chr.). Die Akteure lassen sich in kein bestimmtes Muster einordnen. Sie reichen von monarchischen Herrschern über aufgestiegene Prätorianer und Centurionen bis hin zu Anführern ihrer unterdrückten Völker wie Arminius, Vercingetorix und Viriatus.

Auch der Anführer des größten Sklavenaufstandes der Antike (73–71 v. Chr.), Spartacus, fehlt nicht. Unter den Porträtierten befinden sich solche, die als geniale Strategen in die Geschichte eingegangen sind, wie der Thebaner Epameinondas (gestorben 362 v. Chr.), dessen „schiefe Schlachtordnung“ noch die Kriegsführung Friedrichs des Großen beeinflußte, Hannibal, aber auch dessen römische Gegner Q. Fabius Maximus (Cunctator) und Julius Cäsar.

Andere waren vor allem gute Taktiker, wie der Karthager Hamilkar Barkas, der Römer Marcus Agrippa, Arminius und der römische Kaiser Trajan. Wiederum andere wirkten durch ihr persönliches Beispiel oder Vorbild, wie der spartanische König Leonidas, dessen Heldentod bei der Verteidigung der Thermopylen (480 v. Chr.) zur Legende wurde, oder Alexander der Große (356–323 v. Chr.). Die Biographien bleiben insgesamt knapp und prägnant, sind dabei aber äußerst faktenreich und informativ. Dem Verfasser geht es vor allem darum, ohne moralisierende Betrachtungen zu zeigen, wie die Geschichte „eigentlich gewesen ist“.

Mit diesem Ansatz unterscheidet er sich wohltuend von der heute weitverbreiteten Tendenz, geschichtliche Ereignisse aus heutiger Sicht wertend zu beurteilen oder vielfach auch zu verurteilen. Zweifel erscheinen allerdings da angebracht, wo er meint, in den militärischen Konflikten unserer Zeit seien die Kunst der Aussöhnung mit dem Besiegten wie auch der Respekt vor dem tapferen Gegner in Vergessenheit geraten. Heutige Konflikte seien von ideologischem Haß auf den jeweiligen Kontrahenten geprägt, der den Soldaten früherer Jahrhunderte fremd gewesen sei. Das mag zwar für Ritterkriege des Mittelalters oder die Kabinettskriege der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert hinein gegolten haben, aber in sozial begründeten Konflikten oder Glaubenskriegen war noch nie Raum für Ritterlichkeit oder Versöhnung. Auch Elberns Buch belegt verschiedentlich, wie erschreckend „modern“ gerade die Antike in dieser Hinsicht vielfach war.

Zusammenfassend ist Elbern ein guter Überblick zur antiken Militärgeschichte gelungen, der den schnellen Einstieg auch in komplexere militärgeschichtliche Fragestellungen ermöglicht.

Stephan Elbern: Schwert und Geist. Bedeutende Heerführer des Altertums. Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2012, gebunden, 140 Seiten, 24,99 Euro

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