© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/12 07. Dezmber 2012

Menschenwürde gilt nicht erst mit der Geburt
Manfred Spieker, Christian Hillgruber und Klaus Ferdinand Gärditz zu Präimplantationsdiagnostik und der Würde des Embryos
Bernward Büchner

Drei kompetente und engagierte Streiter für die Achtung der Menschenwürde und des Lebensrechts haben gemeinsam ein lesenswertes Buch über die Würde des menschlichen Embryos vorgelegt, der Sozialethiker Manfred Spieker sowie die Verfassungsrechtler Christian Hillgruber und Klaus Ferdinand Gärditz. Am Beispiel der Legalisierung der Präimplantationsdiagnostik (PID) sowie der jüngsten Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs legen die drei Professoren dar, wie die elementaren Grundrechte einerseits verletzt werden, andererseits auf europäischer Ebene eine Stärkung erfahren haben. Die Entscheidung des Bundestags für eine Legalisierung der PID gehört für Manfred Spieker zu den „dunkelsten Stunden des deutschen Gesetzgebers“. Die Mehrheit der Abgeordneten habe es fast durchgängig vermieden, auf verfassungsrechtliche Einwände gegen die PID einzugehen, und eine „Ethik des Helfens“ vertreten, unter Ausblendung des Selektionscharakters der PID sowie der Tatsache, daß der Embryo schon ein Mensch ist.

Christian Hillgruber legt in seinem Beitrag überzeugend dar, weshalb die PID verfassungsrechtlich höchst bedenklich und eigentlich nicht zulässig ist. Von besonderem Wert sind seine Gedanken zum prozessualen Schutz der Grundrechte des menschlichen Embryos. Zu deren Verteidigung müßten Verfassungsbeschwerden gegen das PID-Gesetz auch von Dritten erhoben werden können. Dieses Recht könne gesetzlich auf Vereinigungen beschränkt werden, die sich satzungsmäßig dem Schutz der Würde und des Lebens der potentiellen Opfer verschrieben haben.Ein Hoffnungszeichen ist auch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs vom 18. Oktober 2011, mit der sich Klaus Ferdinand Gärditz auseinandersetzt. Mit ihr habe der EuGH eine entscheidende Weichenstellung für die künftige Entwicklung der europäischen Menschenwürdegarantie vorgenommen, indem er eine Erfindung als von der Patentierung ausgeschlossen angesehen habe, wenn ihre Verwertung die Zerstörung menschlicher Embryonen erfordert.

Das Buch, dem viele Leser zu wünschen sind, macht Mut, unvermindert und keineswegs aussichtslos für die Achtung der Rechte des menschlichen Embryos einzutreten.

Manfred Spieker, Christian Hillgruber, Klaus Ferdinand Gärditz: Die Würde des Embryos. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2012, broschiert, 108 Seiten, 14,90 Euro

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