© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/12 07. Dezmber 2012

Frisch gepresst

Albertina. 1544 gegründet, um dem noch jungen Protestantismus Martin Luthers einen akademischen Rückhalt zu bieten, ist die Universität Königsberg Preußens älteste Universität. Trotzdem ist die „Albertina“, 400 Jahre lang kultureller Mittelpunkt im Nordosten Deutschlands wie im gesamten baltischen Raum, heute im kollektiven Gedächtnis bestenfalls als lebenslange Wirkungsstätte Immanuel Kants präsent. Was nicht verwundert, da die letzte aus den Quellen gearbeitete Königsberger Universitätsgeschichte zum Jubiläum im Juli 1944 erschienen ist. Die sich seitdem auftuende Forschungslücke, Folge gleichermaßen eines politisch induzierten Verlustes an Erinnerung an seine Ostprovinzen in der Bonner Republik und in der DDR wie des bis 1991 währenden „Experiments Geschichtslosigkeit“ (Hartmut Boockmann) im heutigen Kaliningrad, soll mit einer zweibändigen Universitätsgeschichte für den Zeitraum von 1871 bis 1945 geschlossen werden. Auch dank der Unterstützung der Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung konnte der erste Band des Unternehmens nun erscheinen. (dg)

Christian Tilitzki: Die Albertus-Universität Königsberg. Ihre Geschichte von der Reichsgründung bis zum Untergang der Provinz Ostpreußen. Akademie Verlag, Berlin 2012, gebunden, 813 Seiten, Abbildungen, 148 Euro

 

Kunst im Ordensland. Mit seinem Künstlerlexikon der Provinzen Ost- und Westpreußen hat Rudolf Meyer-Bremen ein Lebenswerk vollendet. Außerhalb der kunsthistorischen Zunft stehend, sammelte der Privatgelehrte seit Jahrzehnten Material zu der vom akademischen Betrieb nur stiefmütterlich behandelten Kulturlandschaft zwischen Weichsel und Memel, die doch mehr zu bieten hat als Lovis Corinth und Käthe Kollwitz. In seinem biographischen Lexikon – leider nur mit einer Auswahl von vierzig farbigen Reproduktionen –, das mit den um 1800 tätigen Künstlern einsetzt, bewahrt er selbst die unscheinbarsten Spuren auf, die Maler, Bildhauer und Architekten in ihrem Schaffen und in der Literatur hinterlassen haben. Dazu finden sich ausgezeichnete historische Überblicke zur vielgestaltigen Kunsttopographie etwa von Danzig, Elbing, Tilsit, Memel und Königsberg, zur Entwicklung der Künstlerkolonien auf der Kurischen Nehrung oder zu den Details der romantischen Ikonographie der samländischen Steilküste. (vk)

Rudolf Meyer-Bremen: Künstlerlexikon Ostpreußen und Westpreußen. Maler-Bildhauer-Baumeister 1800–1945. Verlag der Kunst, Husum 2012, gebunden, 318 Seiten, Abbildungen, 24,95 Euro

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