© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 14. Dezmber 2012

ARD verplempert Millionen für neues Studio
Öffentliche Großprojekte: Nicht nur Flughäfen, Bahnhöfe und Konzerthäuser kommen zu spät und sind zu teuer
Ronald Berthold

Wenn Weihnachten und Geburtstag auf einen Tag fallen, werden besondere Präsente erwartet. Die ARD wollte ihr Aushängeschild Tagesschau zum 60. Jubiläum am 26. Dezember mit einem neuen hochmodernen Studio beschenken. Doch daraus wird nichts.

Obwohl der Senderverbund bereits vor einem Jahr die Inbetriebnahme für Ende 2012 angekündigt hat, kann das Geschenk für Deutschlands älteste und wichtigste Nachrichtensendung nun erst nachträglich überreicht werden. Der Probebetrieb zeige, daß „noch nicht alles rund“ laufe, erklärte NDR-Sprecher Martin Gartzke die Verzögerungen.

Dabei hat sich die ARD nun wirklich nicht lumpen lassen. Für fast 24 Millionen Euro aus den Brieftaschen der Gebührenzahler sollte das neue Wohnzimmer der Tagesschau renoviert und auf den neuesten technischen Stand gebracht werden. Dabei war das bisherige Studio erst 13 Jahre alt. Das neue soll nun „mindestens zehn Jahre“ genutzt werden, wie Gartzke betonte. Jedes Jahrzehnt ein neues Studio für horrende Summen? Schön für die ARD, daß das Gebührenaufkommen kontinuierlich weiter steigt und nun auch jeder Haushalt ohne Fernsehgerät und Radioempfänger blechen muß. Da leistete sich der Senderverbund gleich noch eine neue Empfangsmelodie. Mit dem alten Studio und der traditionellen Fanfare hätten die Zuschauer vielleicht auch leben können.

Wer nun auf das ZDF schaut, könnte meinen, daß so exorbitant teure Einrichtungskosten für Fernsehstudios gottgegeben sind. Denn die staatlichen Mainzelmännchen gönnten sich für 30 Millionen Euro neues Equipment, um die Zuschauer neben der staatstragenden Berichterstattung wenigstens optisch zu verwöhnen.

Ein anderer Bezahl-Sender, der es seinen Zuschauern allerdings überläßt, frei darüber zu entscheiden, ob sie gegen Geld sein Programm sehen möchten, ist da deutlich bescheidener. Sky, das die Erstverwertungsrechte an der Fußball-Bundesliga hält, investierte fünf Millionen Euro in sein neues Studio. Und das wurde dafür auch pünktlich fertig.

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