© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 14. Dezmber 2012

Umwelt
McAllisters Dilemma
Volker König

Zwei Nachrichten zu ökologischen Themen flatterten David McAllister kürzlich mit der Tagespresse auf den Schreibtisch. Die für ihn gute zuerst: Sein CDU-Parteifreund Peter Altmaier hat einen Erkundungsstopp für das geplante Atommüllager im Salzstock von Gorleben erlassen. Der niedersächsische Ministerpräsident, selbst kein Gorleben-Freund, dürfte mit dem Bundesumweltminister zufrieden sein und so Rot-Grün im Landtagswahlkampf ein Thema abgenommen haben. Und die schlechte Nachricht? Nach zehn Jahren CDU-Mitgliedschaft gab Vera Steder, Landesvorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes, ihr Parteibuch zurück. Auslöser für ihren Austritt sei die Agrarpolitik in Niedersachsen, die unter dem Ressortminister Gert Lindemann beispielsweise die betäubungslose Kastration von Ferkeln bis 2019 erlauben will.

Entsetzt sei sie auch über die tierschutzwidrige Duldung von betäubungslosen Massentötungen männlicher Küken in den niedersächsischen Agrarfabriken. Erwartungsgemäß erntete Steders Schritt Beifall bei den Landtags-Grünen. „Bei Schwarz-Gelb stehen die Privilegien der Massentierhalter und Großschlachtereien ganz oben auf der Lobby-Liste“, höhnte deren Fraktionschef Stefan Wenzel. In der Tat könnte Steders Austritt die CDU die Stimmen bürgerlich-wertkonservativer Tierfreunde kosten. Und unrecht hat die Tierschützerin nicht, wenn sie McAllister an seine eigenen Worte im Vorfeld einer Bauernversammlung im Oldenburger Land erinnerte, als er mit Bezug auf das „C“ im Parteinamen sagte: „Die Frage der Mitgeschöpflichkeit muß auch für die Tierhaltung in der Landwirtschaft Maßstab sein.“ Ironie der Geschichte: Im Wendland dürfte die CDU einige antiatomare Bauernstimmen gewinnen – und andernorts Tierschützer wegen ihrer Agrarpolitik wieder verlieren.

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