© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 14. Dezmber 2012

Aufgeschnappt
Gemimte Zivilcourage
Matthias Bäkermann

Um gegen ausländerfeindliche Gewalt zu demonstrieren, beteiligten sich vor zwanzig Jahren in München etwa 400.000 Menschen an der seinerzeit größten Lichterkette (JF 49/12). Ein kleiner Kreis der Beteiligten war damals so fasziniert von diesem Kollektiverlebnis, daß man sogleich einen „Verein Lichterkette e.V.“ gegründet hat, der „seitdem Initiativen von Bürgern fördert, die sich für ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft einsetzen“, wie M Direkt, das Service-Magazin der Stadtwerke München, in der Winterausgabe wirbt. Sehr gern möchte der Verein die schläfrigen Mitbürger nun abermals „wachrütteln und zeigen, daß es ein ‘Wir’ gibt, nämlich Menschen, die sich engagieren“.

Da gewalttätige rechtsextremistische Skinheadhorden an der Isar jedoch gerade nirgends Pogrome veranstalten, hat man mit dem Dreh eines „Social Spots ‘München schaut hin!’“ die Lösung gefunden. Handlung: Ein autochthoner Bösewicht im Biergarten bedrängt einen „jungen Mann mit offensichtlichem Migrationshintergrund“, was sofort alle Münchner veranlaßt, die Maschinen ruhen zu lassen, um zu Hilfe zu eilen. Natürlich haben Regisseur Marcus Rosenmüller, Iris Berben, und Amelie Fried sofort zugestimmt, ohne Gage im Streifen mitzutun – um ihr ganz persönliches Zeichen für Zivilcourage zu setzen. Mehr geht nicht.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen