© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/13 / 04. Januar 2013

Israel vor der Wahl
Jung und radikal
Thorsten Brückner

Es war eine Generation junger Israelis, die 1992 Jitzhak Rabin ins Amt und den Friedensprozeß mit den Palästinensern ins Rollen brachte. Zwanzig Jahre später hat sich dieses Bild auf dramatische Weise verkehrt. In einer Umfrage sprechen sich wenige Wochen vor der nächsten Knessetwahl nur 42 Prozent der Israelis unter 30 Jahren für einen Palästinenserstaat Seite an Seite mit Israel aus. Zwanzig Prozent weniger als unter der Gesamtbevölkerung. Wirklich schockierend hingegen: Jeder vierte aus dieser Gruppe kann sich für ein Apartheid-Modell begeistern, wonach Israel das Westjordanland annektiert, ohne den dort lebenden Palästinensern Bürgerrechte einzuräumen.

Die Zahlen spiegeln die Einstellungen einer Generation wider, deren Jugend von palästinensischen Selbstmordanschlägen während der Zweiten Intifada und vom arabischen Raketenterror geprägt war. Sie hat den Glauben an einen Partner für Frieden auf der anderen Seite verloren.

Politisch manifestiert sich dieses Stimmungsbild in einer strukturellen Mehrheit für das von Benjamin Netanjahu geführte „nationale Lager“, das auch aus den kommenden Wahlen als Sieger hervorgehen wird. Friedensverhandlungen rücken damit, auch durch einen innerparteilichen Rechtsruck von Netanjahus Likud sowie das Erstarken der nationalreligiösen Parteien, in weite Ferne.

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