© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/13 / 04. Januar 2013

Grüße aus Kapstadt
Tauroggen am Kap
Yorck Tomkyle

Neulich stöberte ich mal wieder in meiner Lieblingsbuchhandlung in Kapstadt und stieß dabei auf eine antiquarische Biographie von Ludwig Graf Yorck von Wartenburg. Den Unterzeichner der Konvention von Tauroggen, die allgemein als Signal für den Ausbruch der Befreiungskriege gegen die französische Besatzungsmacht gesehen wird und sich gerade zum 200. Mal (JF 52/12–1/13) jährte.

Neugierig blätterte ich in dem zweibändigen Werk und stieß dabei tatsächlich auf eine Episode, die beinahe den bekannten Fortgang der Weltgeschichte verändert hätte. Eine Episode in – Kapstadt.

Yorck war als junger Mann wegen Insubordination aus der preußischen Armee ausgeschlossen worden und in die Dienste der Holländer eingetreten, denen die englische Krone einen Krieg um die Besitzungen in Übersee aufgenötigt hatte. Die niederländisch-ostindische Kompanie wiederum hatte in Frankreich einen Verbündeten gefunden, und so kam es, daß sich der spätere Franzosenschreck als Kapitän Louis d’Yorck 1782 auf einem französischen Kriegsschiff in Richtung Ceylon einschiffte, wo er auch an teils erbitterten Kämpfen zwischen französisch-holländischen und britischen Flottenverbänden teilnahm.

Die Route führte ihn auch über die holländische Kapkolonie, die der Flottenverband sowohl auf der Hin- wie auch auf der Rückreise in Kapstadt anlief. Dort wurden die maroden Befestigungen zum Schutz gegen die Engländer instand gesetzt und ansonsten gesellschaftlichen Plaisirs gefrönt.

Im Rahmen der letztgenannten eher kurzweiligen Angelegenheiten lernte der 24jährige eine junge Dame der Gesellschaft kennen, über deren Identität sich der Biograph tugendhaft ausschweigt. Allerdings war es dem jungen Mann mit der Liaison derart ernst, daß er kurz davor war, der Dame einen Antrag zu machen und sein Leben als Zivilist in der Kapkolonie zu beschließen. Einem einheimischen Nebenbuhler erteilte das Mädchen eine Abfuhr; sie wollte mit Yorck von Wartenburg in Kapstadt glücklich werden. Erst sein treuer Freund Sandoz konnte ihn davon überzeugen, dieser Liebe seiner militärischen Karriere wegen zu entsagen und nach Europa zurückzukehren.

Kein Denkmal erinnert heute in Kapstadt an diese Episode. Aber Yorck von Wartenburg, der später für den Fortgang der deutschen und europäischen Geschichte so wichtig werden sollte, trug zeit seines Lebens die Sonne vom Kap im Herzen. Wer hätte das gedacht?

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen