© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/13 / 04. Januar 2013

Meldungen

Besatzung in Italien: Mythen und Verbrechen

Berlin. Eine politische Botschaft, die Außenminister Guido Westerwelle vor Weihnachten als ein Ergebnis des Abschlußberichtes der deutsch-italienischen Historikerkommission hervorhob, stand bereits fest, als sein Vorgänger Frank-Walter Steinmeier mit seinem damaligen italienischen Amtskollegen Franco Frattini diese bei ihrem Besuch des Konzentrationslagers Risiera di San Sabba aus der Taufe hoben: „Im deutschen Namen wurden in Italien und an Italienern in den Jahren 1943 bis 1945 durch nichts zu rechtfertigende Verbrechen begangen. Sie werden auch durch historische Differenzierung nicht relativiert.“ Daß sich vielfach „ein differenziertes Bild ergibt“, strich der stellvertretende Kommissionsvorsitzende, der Kölner Zeithistoriker Wolfgang Schieder, jedoch explizit heraus. So müßten viele „Mythen“, die häufig allein „aus einer reinen Widerstandsperspektive“ wahrgenommen wurden, revidiert werden (Kommentar Seite 2). So könne eben nicht behauptet werden, daß 1943 ganz Italien ins Lager der „Resistenza“, des Widerstands gegen die Besatzung des früheren Verbündeten, gewechselt sei. Vielmehr müsse „das Problem der Kollaboration intensiver erforscht werden“, so Schieder. Dieses Bild gelte selbst bei Betrachtung der etwa 600.000 nach Deutschland deportierten italienischen Militärinternierten (IMI), denen ein Schwerpunkt in dem 182 seitigen Abschlußbericht gewidmet ist. (bä)

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Frühgeschichtliche Manufaktur entdeckt

Stuttgart. In Breitenbach bei Zeitz in Sachsen-Anhalt haben Archäologen eine etwa 35.000 Jahre alte Elfenbeinwerkstatt entdeckt. Hier hatten nomadisierende Mammutjäger seinerzeit reihenweise die Stoßzähne der erlegten Beutetiere in Lamellen aufgespalten und anschließend weiterverarbeitet, beispielsweise zu Schnitzereien, Stäbchen oder Perlen (Archäologie in Deutschland, 6/2012). Dies erfolgte in ganz klar voneinander abgegrenzten Arbeitsbereichen, die um eine Abfallhalde ergänzt wurden. So unspektakulär der Fundplatz wirkt, stellt er doch eine mittlere ur- und frühgeschichtliche Sensation dar. Nirgendwo anders auf der Welt wurde nämlich bisher eine ältere Örtlichkeit gefunden, die sowohl von Arbeitsteilung als auch einer damit im Zusammenhang stehenden, strukturiert-organisierten Raumnutzung zeugt. (wk)

www.aid-magazin.de

 

Erste Sätze

Karl Liebknecht. Der Name ruft Emotionen wach.

Helmut Trotnow: Karl Liebknecht. Eine politische Biographie, Köln 1980

 

Historisches Kalenderblatt

10. Januar 1923: Etwa 1.000 Soldaten aus Litauen, die sich als „memelländische Freischärler“ ausgeben, besetzen das seit 1919 unter alliierter Verwaltung stehende Memelland. Kampflos räumt daraufhin die französische Besatzungstruppe das Gebiet.

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