© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/13 / 11. Januar 2013

Für Deutschland
Weiße Rose: Nachruf auf Susanne Hirzel
Moritz Schwarz

Früher war Widerstand lebensgefährlich, heute wird er staatlich gefördert“ – über das, was man heute „Gesicht zeigen“ nennt, dachte Susanne Hirzel, verwitwete Zeller, nicht allzu gut. Ihr Diktum aus einem JF-Interview von 2002 zeigt, daß die alte Dame, 1921 in Nordwürttemberg geboren, nicht bereit war, sich für den „Kampf gegen Rechts“, der hierzulande ja quasi als legitimer Nachfolger des Widerstands gegen Hitler gilt, instrumentalisieren zu lassen. Statt dessen zeichnete sie ein ganz anderes Bild des Widerstands als das, das uns in Schulen, Geschichtswerkstätten und den meisten Medien begegnet.

Und Susanne Hirzel mußte es wissen, denn sie war dabeigewesen: Als junge Frau hatten sie und ihr Bruder zusammen mit Hans und Sophie Scholl, deren Freundin sie war, Flugblätter der studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose verschickt. Schließlich landeten beide, wie die Scholls, 1943 vor dem Volksgerichtshof – Aug in Aug mit Hitlers Chefrichter Roland Freisler. Der ließ den harten Kern hinrichten, bei den Hirzels mit Haft jedoch Milde walten.

Als nach dem Krieg eine Schwester der Scholls, die selbst nicht zum Widerstand gehört hatte, mit ihrem Buch „Die Weiße Rose“ (1955) die Deutung des Wirkens der Gruppe an sich riß und anschlußfähig für den linken, „antifaschistischen“ Widerstandsbegriff machte, regte sich bei Susanne Hirzel Unmut. Das war nicht ihr Widerstand und auch nicht der, den sie bei ihrer Freundin Sophie, beide übrigens zunächst begeistert-patriotische BDM-Mädel, erlebt hatte: Der war weder links noch antinational oder antideutsch gewesen, zielte vielmehr darauf, nicht nur die Juden, sondern ebenso Deutschland zu retten, das deutsche Volk nicht zu verachten, sondern dessen Ehre wiederherzustellen. Schließlich veröffentlichte sie dazu ihr Buch „Vom Ja zum Nein“.

Dieser patriotische Impuls und ihr konsequentes Eintreten gegen Ausgrenzung führten Susanne Hirzel und ihren Bruder Hans in immer tieferen Widerspruch zur immer „antifaschistischer“ werdenden Gesellschaft der späteren Bundesrepublik. Als sich die beiden in den Achtzigern schließlich gegen die Ausgrenzung der Partei Die Republikaner wandten, begannen viele sich vor allem von Hans, der 2006 starb (JF 25/06), abzuwenden.

Susanne Hirzel engagierte sich zuletzt aktiv gegen die Islamisierung, die sie als neue Bedrohung identifizierte. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb sie bereits am 4. Dezember in Stuttgart mit 91 Jahren.

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