© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/13 / 11. Januar 2013

Frisch gepresst

Sozialrecht. Ein Blick in die neueste Auflage des „Sozialrechtshandbuchs“ läßt Böses erahnen. Das deutsche Sozialsystem, Errungenschaft der harten Arbeits- und Aufbauleistungen mehrerer Generationen, wird hier im Plauderton der Experten zur Verfügungsmasse für Brüssel, das heißt: für die wirtschaftsschwächeren EU-Staaten mit weniger ausgebauten sozialen Netzen. Denn, so einer der renommierten Autoren von deutschen Sozialrichtern, Professoren und höchsten Beamten der Sozialversicherungsträger: „Im Hinblick auf die eventuelle soziale Flankierung einer Europäischen ‘Transferunion’ und die daraus resultierenden Gefahren für die Souveränität der Mitgliedstaaten ist jüngst zu Recht darauf hingewiesen worden, daß die Zeit gekommen ist, ‘europäisch zu denken’.“ Daß diese Aussage ausgerechnet vom konservativen Hoffnungsträger, dem Verfassungs- und Steuerrechtler Paul Kirchhof stammt, dürfte um die Verschleuderung unseres Sozialsystems Besorgte kaum beruhigen. (KG)

Bernd Baron von Maydell, Franz Ruland und Ulrich Becker (Hrsg.): Sozialrechtshandbuch (SRH), 5. Auflage. Nomos Verlag, Baden-Baden, gebunden, 1.625 Seiten, 158 Euro

 

Rechtsrock. Eigentlich bringt das Buch „Blut muß fließen – Undercover unter Nazis“ wenig Neues. Der unter Pseudonym schreibende Autor Thomas Kuban beschränkt sich in seinem Werk jedoch nicht nur auf die längst gut dokumentierte rechtsextreme Musikszene in Deutschland, sondern widmet sich im letzten Kapitel auch der Südtiroler Rockband Frei.Wild. Die hat sich zwar mehrfach deutlich vom Rechtsextremismus distanziert, nimmt für Kuban dennoch eine Schlüsselposition in der Szene ein. Unvoreingenommenheit ist dabei natürlich fehl am Platz: Lieder werden nicht gesungen, sondern grundsätzlich „gebrüllt“, wer über Heimat, Glaube und Brauchtum veröffentlicht, biedere sich Rechtsextremisten an und wer dann auch noch auf deutsch singt, ist für Kuban per se verdächtig. Die Hälfte der knapp zehn Seiten zu der Südtiroler Gruppe beschäftigt Kuban sich mit den Böhsen Onkelz, Blood & Honour oder der FPÖ. Zur eigentlichen Musik von Frei.Wild selbst fällt ihm kaum mehr ein als: „Das erinnert mich an einen Titel, den ich beim Sommerfest der NPD am 27. Juni 2009 in Jänkendorf gehört habe.“ Belastungsmaterial dieser Güte dürfte jeden Staatsanwalt entzücken. (ho)

Thomas Kuban: Blut muß fließen – Undercover unter Nazis. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2012, broschiert, 316 Seiten, Abbildungen, 19,99 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

14. Januar 1963: Die Bundesrepublik bricht die diplomatischen Beziehungen zu Kuba ab, da dieses gegen den Grundsatz der Hallstein-Doktrin verstieß, wonach Bonn diplomatische Kontakte nur zu Staaten unterhält, die solche nicht zur DDR aufnehmen.

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