© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/13 / 11. Januar 2013

Gängelung durch Quote
Streitschrift gegen die Diktatur der Minderheiten
Fabian Schmidt-Ahmad

Wo die Ideologie beginnt, hört das klare Denken auf. Maßnahmen, die zuvor politisch begründet werden mußten, geraten zu Dogmen, die zu hinterfragen einen schnell zum Feind der Gesellschaft machen. Bestes Mittel hierzu ist die Quote, da sie die politische Verantwortlichkeit auf den einzelnen abwälzt, ohne daß dieser eine Möglichkeit hat, nach der Sinnhaftigkeit dieser oder jener Maßnahme zu fragen. Insofern herrscht kein prinzipieller Unterschied zwischen dem, was irgendein großer Vorsitzender als aktuelle Arbeitssoll-Quote bestimmt und dem, was nun in der Wirtschaft als Frauenquote festgelegt werden soll.

Um so erfrischender ist es, Autoren in einem Sammelband vereint zu lesen, die nicht zugunsten einer Ideologie auf das verzichtet haben, was man für gewöhnlich den gesunden Menschenverstand nennt. Mit diesem Verstand wird den verschiedenen Glaubenssätzen der feministischen Ideologie zu Leibe gerückt, die über die lange vernächlässigte Hintertür von demokratisch fragwürdig legitimierten europäischen Richtlininen in nationale Gesetze Einzug halten und inzwischen so sehr unser Bewußtsein formen, daß erst konsequentes Hinterfragen sie offenbar werden läßt. So genügen beispielsweise Bernhard Lassahn nur wenige Sätze eines beispielgebenden Radiointerviews, um ihre eklatanten Widersprüche aufzuzeigen. Übrig bleiben Vorurteile, um die der Feminismus kreist:

„Frauensolidarität ist Unsinn, genauso wie Männersolidarität Unsinn ist“, stellt Gérard Bökenkamp in seinem Beitrag kurz und bündig fest. „Die große Mehrheit der Frauen fühlt sich ihrem Sohn gegenüber loyaler als gegenüber ihrer Schwiegertochter, sie ist loyaler gegenüber ihrem Partner als gegenüber ihrer Kollegin. Umgekehrt interessiert sich ein Vater eher für die Perspektiven seiner Tochter als für die Perspektiven des Nachbarjungen.“ Solchermaßen argumentativ zurechtgestutzt, bleibt von der Debatte um die Frauenquote wenig mehr als die Erkenntnis, welche Eckhard Kuhla in dem Satz zusammenfaßt: „Eine Gesellschaft von mündigen Bürgern sollte es nicht zulassen, daß eine Minderheit versucht, sich eigene Pfründe und Positionen über Gesetze zu sichern.“

Harald Schulze, Torsten Steiger, Alexander Ulfig (Hrsg.): Qualifikation statt Quote. Beiträge zur Gleichstellungspolitik. Books on Demand, Norderstedt 2012, broschiert, 210 Seiten, 13,90 Euro

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