© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/13 / 18. Januar 2013

Naftali Bennett Der charismatische Jungpolitiker erobert die Herzen der Israelis
Der rechte Retter
Thorsten Brückner

Die politische Klasse Israels zittert derzeit vor einem Mann: Naftali Bennett, dem charismatischen, jungen Spitzenkandidaten der rechtsnationalen Partei Ha Bajit Ha Jehudi (Das jüdische Haus). „Etwas Neues beginnt“! Mit dieser Losung, die sich vor allem gegen das Klientelwesen des israelischen Parteienstaats richtet, zieht der 40jährige in die Parlamentswahl am 22. Januar. Umfragen sehen ihn derzeit auf dem dritten Platz. Damit wäre Bennett ein Anwärter auf eine Beteiligung an der nächsten Regierung Netanjahu. Diesem diente er bis zu dessen Amtsantritt als Premierminister 2009 treu als Stabschef. Im Konflikt mit Netanjahus Ehefrau Sarah und der sich anbahnenden Unterstützung eines Palästinenserstaats durch den Likud-Chef kehrte Bennett seinem Lehrmeister jedoch den Rücken.

Der Zweite Libanonkrieg 2006 war Bennetts Erweckungserlebnis. Der Defätismus der politischen Klasse in diesem Krieg motivierte den Soldaten einer Eliteeinheit auch zu seinen weiteren politischen Aktivitäten. 2010 wurde er Generalsekretär der Siedlungsbewegung „Jesha“. Kurz darauf gründete der in einem säkularen Elternhaus aufgewachsene, seit seiner Jugend allerdings bewußt religiös lebende Bennett zusammen mit der säkularen Aktvistin Ayelet Shaked die zionistische Erneuerungsbewegung „Mein Israel“, für die sich besonders junge Israelis begeistern.

Die Kooperation mit Shaked sollte richtungweisend für seine Partei werden. Auf deren Liste sind Säkulare und Religiöse vertreten. So ist es ihm schon jetzt gelungen, Gräben in der israelischen Gesellschaft zu überwinden und Ha Bajit Ha Jehudi, das in der Vergangenheit die Vertretung bärtiger, alter Siedler war, zu einem Sammelbecken all derer zu machen, die sich nach mehr jüdischen Werten sehnen – und einer harten Haltung gegenüber den Palästinensern.

Kurz vor der Wahl präsentierte Bennett auch einen Lösungsentwurf für den Nahostkonflikt, der für einen nationalreligiösen Politiker recht pragmatisch daherkommt. Gemäß seiner Überzeugung, daß es keinen Frieden mit den Palästinensern geben wird, möchte er weite Teile der Westbank annektieren und den dort lebenden Arabern die israelische Staatsbürgerschaft anbieten. Dicht besiedelte arabische Gebiete sollen hingegen Autonomie erhalten. Gegenüber den Vereinigten Staaten und Europa dringt Bennett auf eine klarere Positionierung: „Natürlich erlauben uns die Vereinigten Staaten nicht, in Ostjerusalem zu bauen, wenn wir selbst sagen, daß dort eigentlich ein palästinensischer Staat entstehen soll.“ Auch auf dem Feld der Wirtschaftspolitik setzt Naftali Bennett andere Akzente. Der Teuerung möchte er mit mehr Wettbewerb begegnen statt wie die meisten anderen Parteien mit weiterer staatlicher Regulierung. Sein Erfolg als Gründer der IT-Sicherheitsfirma Cyota verschafft ihm hierfür die notwendige Glaubwürdigkeit.

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