© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/13 / 18. Januar 2013

US-Finanzministerium will keine Eine-Billion-Dollar-Münze prägen
Bizarre Ideen
Philipp Bagus

Die US-Staatsschulden haben sich unter George W. Bush und Barack Obama mehr als verdoppelt. Jährlich wurden bis zu 1,5 Billionen Dollar mehr ausgegeben als an Steuern eingenommen wurde. Die Gesamtschulden liegen bei 16 Billionen. Derartige Schuldenberge und Defizite sind nur tragfähig, weil die Notenbank Federal Reserve Gewehr bei Fuß steht, um US-Staatsanleihen unter Einsatz der Notenpresse unbegrenzt aufzukaufen – und dies auch stetig und steigend tut.

So landeten allein im Fiskaljahr 2011 direkt 77 Prozent aller neu emittierten US-Bonds bei der Fed. Der Ausgabe von Staatsanleihen und dem Ankauf mit neuem Geld durch die Fed sind jedoch durch die gesetzliche Schulden­obergrenze eine Grenze gesetzt. Auf seiten der Demokraten hatte man zum Jahreswechsel einen Trick ersonnen, um das Limit zu umgehen. Das Finanzministerium besitzt nämlich das Recht, Gedenkmünzen aus Platin auszugeben. Warum also nicht einfach eine Eine-Billion-Dollar-Münze prägen, und diese an die Fed gegen Staatsanleihen verkaufen? Das Finanzministerium kauft so seine eigenen Schulden zurück und kann sie streichen.

Die US-Staatsschulden verringern sich um eine Billion. Das Schuldenspiel kann weitergehen. Die Idee ist simpel, denn ökonomisch gesehen macht es keinen Unterschied aus, ob die Fed für eine Billion US-Bonds kauft, oder eine Eine-Billion-Dollar-Münze. Beidesmal steigt die Basisgeldmenge um eine Billion, Staatsausgaben werden finanziert. Jedoch kommt der Münzkauf nicht bei der Schuldenobergrenze zum Tragen. Die Staatsanleihe ist eine Schuld, die Münze nicht. Münzkäufe machen die Schuldenobergrenze obsolet.

Obwohl der Münzvorschlag, der auch von Nobelpreisträger Paul Krugman unterstützt wurde, nun vom Finanzministerium zurückgewiesen wurde, zeigt die Debatte, daß man offenbar bereit ist, alles zu tun, damit das Spiel der übermäßigen Staatsausgaben und Defizite weitergehen kann. Defizitrückgang und Reduzierung der Staatsausgaben sind illusorisch. Vielmehr läuft es in die entgegengesetzte Richtung mit freundlicher Unterstützung der Fed, die die Staatsausgaben – herkömmlich oder innovativ – monetisiert und neues Geld schafft.

Einen pikanten Unterschied gibt es dann doch noch zwischen den Staatsanleihen und der Münze. Derzeit halten Banken enorme Überschußreserven bei der Fed. Sobald die Konjunktur Fahrt aufnimmt, könnten die Banken diese Reserven für eine enorme Kreditausweitung nutzen. Die Inflation könnte außer Kontrolle geraten. In dem Fall würde die Fed – so hat sie versichert – die Liquidität wieder abschöpfen und Staatsanleihen verkaufen. Diese Exitstrategie ist jedoch nicht eins zu eins auf die Münzoption übertragbar. Denn wer soll eine Billionenmünze kaufen? Die Geldpolitik wird immer mehr zur Einbahnstraße – mit der Endstation Inflation.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen