© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/13 / 25. Januar 2013

Aufgeschnappt
Nur in Watte aufs Eis
Matthias Bäkermann

Schaut man dem Treiben auf der Eisbahn in Kiel zu, fallen einige Jugendliche besonders auf: Mit Fahrradhelm, plastikbewehrten Handschuhen und Knie- und Ellenbogenschonern sehen sie fast aus, als rüsteten sie sich zum ruppigen Clinch mit Eishockey-Profis. Dabei gehorchen diese Schüler aus dem Landkreis Plön, die etwas wackelig und hüftsteif auf den Kufen umherstaken, nur den Richtlinien der „Unfallkasse Nord“. Die gesetzliche Unfallversicherung für den öffentlichen Dienst in Schleswig-Holstein hatte nämlich Schulen dieses Landkreises Verhaltensrichtlinien mitgeteilt, um Unfälle beim Eislaufen zu vermeiden. Wie die Ostholsteinische Zeitung vergangene Woche berichtete, fiel unter die Maßnahmen, „die aus Gründen der Sicherheit bei schulischen Veranstaltungen zu beachten sind“, die Schutzkleidungspflicht. Zudem sollten die Schüler „senkrecht auf den Kufen stehen“ und „müssen alle in eine Richtung fahren“, nachdem „die Lehrkraft als erste das Eis betreten“ hat.

Schulausflüge auf Eisflächen finden deshalb bei diesen spaßbefreiten Sicherheitshürden kaum noch statt: „Nur einige Kollegen haben sich unter den Umständen überhaupt getraut, mit ihren Schülers aufs Eis zu gehen“, berichtet die Preetzer Schulleiterin Anja Grabowski. Statt an die frische Luft zu gehen, hätten stattdessen bereits die ersten Klassen ihre Ausflüge in die nächsten Bowlingzentren verlagert.