© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/13 / 01. Februar 2013

Zeitschriftenkritik: Tatzeit
Verbrechen auf der Spur
Werner Olles

In die Spuren der langjährigen, erfolgreichen Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ ist mit der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift Tatzeit (Untertitel: „Fahndungen, Fälle, Hintergründe“) nun ein Magazin getreten, das aktuelle Kriminalfälle und Fahndungen veröffentlicht. Im Editorial der ersten Ausgabe (Januar/Februar 2013) begründet Chefredakteur Johann Albrecht die Notwendigkeit unter anderem mit der Tatsache, daß viele Straftaten und Fahndungen nach Tätern, aber auch nach vermißten Personen, sehr schnell in Vergessenheit geraten. Tatzeit möchte solche Fälle wieder in Erinnerung rufen und gleichzeitig den Lesern eventuelle neue Erkenntnisse mitteilen. Zudem komme hinzu, daß es Verbrechern hierzulande sehr leicht gemacht werde, wenn sie in einem Bundesland eine Straftat begehen, und sie, sobald sie die Landesgrenze überschritten haben, einer Fahndung nicht mehr so intensiv ausgesetzt sind, wie in dem Bundesland, in dem das Verbrechen begangen wurde. Noch gravierender sei dies, wenn Täter aus dem Ausland einreisen, hier eine Straftat begehen, dann Deutschland wieder verlassen und damit quasi einfach verschwunden sind.

Im Magazinteil „Ungeklärte Mordfälle“ wird neben dem Fall der 54jährigen Maria Bögerl, die am 12. Mai 2010 aus ihrer Wohnung in Heidenheim-Schnaitheim von Unbekannten entführt und später ermordet wurde, auch an den Mord an dem 13jährigen Tristan Brübach erinnert. Am 26. März 1998 wurde der Junge in einem Tunnel in der Nähe des Bahnhofs im Frankfurter Stadtteil Höchst von spielenden Kindern tot aufgefunden. Wie sich herausstellte, war Tristan einem bestialischen Verbrechen zum Opfer gefallen, da der oder die Täter ihm erhebliche Stich- und Schnittverletzungen zugefügt hatten. Letztmalig lebend gesehen wurde er am Nachmittag des Tattages, als er auf einer Bank in einer Parkanlage nahe dem Höchster Busbahnhof saß und mit einer Hundehalterin sprach, die ihren Hund ausführte. Nachdem die Frau ihren Weg fortsetzte und sich dabei noch einmal umschaute, stellte sie fest, daß auf der Bank neben Tristan zwei männliche, vermutlich ausländische Personen saßen. Trotz intensiver Ermittlungen, zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung und obwohl der Mörder am Tatort einen Fingerabdruck hinterlassen hat, konnte die Tat bis heute nicht geklärt werden. Dennoch ist die Soko „Tristan“, die neben der verdachtsunabhängigen Reihenuntersuchung von Vergleichsfingerabdrücken noch einen weiteren Ermittlungsweg beschritten hat, davon überzeugt, daß es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der Täter gefaßt wird.

Einen Großteil des Magazins nehmen die Fahndungsaufrufe der verschiedenen Länderpolizeien, Landeskriminalämter und des Bundeskriminalamtes ein. Dabei ist man als Leser überrascht, wie gut das Bildmaterial ist, und wundert sich, daß die Täter nach teilweise sehr langer Zeit trotzdem immer noch gesucht werden. Den Abschluß bilden drei Seiten Suchmeldungen nach vermißten Tieren.

Kontakt: ChessMo, Maimoorweg 60c, 22179 Hamburg. Einzelheft 4,90 Euro, Jahresabo 29,40 Euro.

http://tatzeit.eu

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