© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/13 / 01. Februar 2013

Umwelt
Tote Bienen für Merkel
Volker König

Imker und Naturschützer ahnten es lange, nun hat es eine Studie der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) bestätigt: Das anhaltende Massensterben von Bienen (JF 48/12) ist auch auf drei Insektizide aus der Gruppe der Neonikotinoide zurückzuführen. An diesen Spritzmitteln vergiften sich die Bienen über das Regenwasser und die Pollen. Produziert werden die Chemikalien von Bayer und der Schweizer Syngenta. Beide Konzerne stehen nun in der Pflicht, eine Stellungnahme abzugeben. Die EU-Kommission will dann gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten über die von den Neonikotinoid-Insektiziden ausgehenden Gefahren diskutieren. Ein Kommissionssprecher deutete bereits ein mögliches Verbot der Pflanzenschutzmittel an – zumal das Sterben der Bienen, die wichtige Pflanzenbestäuber sind, auch fatale Folgen für die Landwirtschaft und den Gartenbau hat. Das Bienensterben wird zum Politikum, und die Konzerne werden sich zu wehren wissen.

Sie argumentieren, Beizmittel seien unverzichtbar für die konventionelle Landwirtschaft. Allerdings gab es für die Chemieriesen auch schon Niederlagen. 2006 gewann der konservative französische Politiker Philippe de Villiers als Verfasser des Buches „Wenn die Bienen sterben, sind die Tage des Menschen gezählt“ einen Rechtsstreit mit BASF. Und seine Publikation trug mit dazu bei, daß das BASF-Produkt „Régent TS“ ebenso wie das Bayer-Mittel „Gaucho“ verboten wurden. In den nächsten Wochen dürfte es nun ein zähes Ringen darum geben, ob Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam vom EU-Markt genommen werden. Die deutschen Hobby- und Berufs­imker, denen die landwirtschaftlichen Monokulturen (JF 5/13) sowieso ein Dorn im Auge sind, haben mittlerweile bereits ihrem Ärger erste Luft gemacht: Sie luden Mitte Januar säckeweise tote Bienen vor dem Bundeskanzleramt ab.

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