© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/13 / 08. Februar 2013

Der Neue auf der Prager Burg
Besserung nicht in Sicht
Rolf Stolz

Die Weltgeschichte ist das Weltgericht und die Sammlung der Weltverbrechen. Der Gulag, der Massenmord an den Juden Europas, der Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung von Coventry bis Dresden, die Todeslager in den Rheinwiesen, die Vergewaltigungen und Morde an Deutschen in Ostdeutschland und im ganzen östlichen Mitteleuropa – an verbrecherischen Tätern herrschte und herrscht kein Mangel. Aber es gibt auch Verbrecher mit sauberen Händen und gutem, weil nicht vorhandenem Gewissen: die Auftraggeber, Einflüsterer und Aufhetzer, Profiteure und Beschöniger. Bert Brecht sagt: „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß, und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“

In welche Kategorie soll man Miloš Zeman einordnen, der nach einer „beispiellosen antideutschen Schmutzkampagne“ als „Lohn der Niedertracht“ (so die Wiener Presse) zur Schande für sein Land und die Linke Europas von Karrieristen, Spießbürgerpöbel und geistig Armen vom Lande gewählt wurde?

Als er von 1998 bis 2002 Regierungschef war, kungelte er mit dem „konservativen“ ODS-Chef Václav Klaus profitable Privatisierungen aus – eine Zeit der Korruption und der Staatsausplünderung. Chefberater Zemans war da schon der „Businessman“ Miroslav Šlouf, vormals KP-Funktionär und inzwischen Lobbyist für Lukoil & Co. „Der Mann hatte nach Prager Presseberichten auch verdächtige Kontakte zu einem Prager Mafia-Paten“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. 2002 beschimpfte Zeman die Sudetendeutschen als „fünfte Kolonne Hitlers“. Dummköpfe können dazulernen und Verbrecher sich läutern.

Zeman allerdings, der Edvard Beneš weiter als Nationalhelden preist, ist lern- und besserungsunfähig. Nur sein Gegenkandidat Karel Schwarzenberg, der im Fernsehen die Vertreibungen öffentlich verurteilte, weil Beneš heute in Den Haag vor Gericht stünde, bewies Charakter und Mut.

„Rauswurf von Zeman war einzige Möglichkeit“, hieß kürzlich eine treffende Schlagzeile. Es ging zwar um seinen Namensvetter Zdenek, den mittlerweile gefeuerten Trainer des AS Rom. Aber vielleicht stellen jene Tschechen, die keine Sympathisanten von Massenmördern und keine chauvinistischen Vertreibungsprofiteure sind, eines Tages doch Miloš Zeman und seinesgleichen den Stuhl vor die Tür.

 

Rolf Stolz war einst Mitbegründer der Grünen und lebt heute als Publizist in Köln.

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