© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/13 / 08. Februar 2013

Monika Ebeling ist gefragt, weil sie wagt, den feministischen Konsens zu brechen
Allein gegen alle
Birgit Kelle

Monika Ebeling bleibt immer gelassen. Vielleicht ist es gerade diese Ruhe, die sie ausstrahlt, die ihre Kontrahentinnen so aggressiv werden läßt, etwa vergangene Woche bei „Anne Will“, als es um das Thema „Sexismus“ ging. Vielleicht ist es aber auch der Ärger darüber, daß eine Frau, die feministisch engagiert war, vermeintlich die Seiten gewechselt hat: eine Verräterin am großen Frauen-Kollektiv. Eine Männer-Versteherin und das ausgerechnet als Frauenbeauftragte der Stadt Goslar.

Daß man sie Anfang 2011, flankiert von bundesweiter Berichterstattung, aus dem Amt gemobbt hat (JF berichtete), war also logische Konsequenz. Die studierte Sozialpädagogin, geboren 1959 im Vorharz, hatte es doch tatsächlich gewagt, im Zuge ihres Amtes als Gleichstellungsbeauftragte auch Männerarbeit zu machen – Männerarbeit. Das ist im feministischen Plan nicht vorgesehen, in dem Frauen immer Opfer und Männer immer Täter sind. Eine Anti-Feministin also, die mit Männern in zahlreichen Vereinen zusammenarbeitet, anstatt sie zu bekämpfen. Ja, dafür gibt es Höchststrafe in einem Land, in dem nur wenige Frauen die Deutungshoheit über den Feminismus an sich krallen.

Möglicherweise ist es die große Lebenserfahrung, die Monika Ebeling mit sich bringt, die ihr einen differenzierteren Blick auf so manches zwischenmenschliche Problem eröffnet. Sie ist Mutter von drei eigenen Kindern, hat ein Kind adoptiert und im Laufe der Jahre rund 15 Pflegekinder großgezogen. Zeitweise lebten neun Kinder gleichzeitig bei ihr und ihrem Mann. Auch im Erwerbsleben hat sie zahlreiche Stationen durchlaufen. Sie hat unter anderem in der Drogenarbeit, bei der Müttergenesung, in der Krankenhaussozialarbeit und in Kinderheimen gearbeitet und somit die unterschiedlichsten Reibungsflächen von Männern und Frauen hautnah miterlebt.

Heute arbeitet sie wieder als Leiterin einer Kindertagesstätte bei einem christlichen Träger in Hannover, wo sie auch wohnt. Das nennt sie „mein Standbein“. Ihr Spielbein bleibt nach wie vor das Engagement in der Frauen- und Männerarbeit. Das ganze Jahr über ist sie unterwegs, um in Vorträgen, Interviews und Talk-shows über das Miteinander von Mann und Frau zu diskutieren. Sie sagt heute, ihre Abberufung als Gleichstellungsbeauftragte habe sich von einem vermeintlichen Makel in ein gewaltiges Potential verwandelt. Heute kommen Menschen auf sie zu, Studenten, Professoren, Journalisten, die um ihre Meinung bitten. Oft sei ihr in den letzten Jahren, in denen sie mit ihrer Meinung öffentlich aneckte, das alte Kinderlied „Die Gedanken sind frei“ eingefallen. Man müsse ihr ja nicht zustimmen, sagt Monika Ebeling, aber man müsse doch gewisse Themen zur Debatte stellen dürfen. Darf sie inzwischen, und nicht wenige sind dankbar, daß sie Dinge ausspricht, die andere nicht zu sagen wagen.

www.monika-ebeling.de

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