© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/13 / 08. Februar 2013

Karolinger-Chronist lebte 200 Jahre später: Einhard nur ein Pseudonym
Falsche Todesursache Karls des Großen
(wk)

Nach den Angaben des Chronisten Einhard starb Karl der Große am 28. Januar 814 in Aachen an einer Erkrankung, „welche die Griechen als Pleuritis bezeichnen“, mithin also an einer Rippen- bzw. Brustfellentzündung. Wie der Gothaer Mediziner Detlef Suhr in Zeitensprünge (3/2012) darlegt, befand sich allerdings nach Einhards Schilderung niemals ein Arzt am Krankenbett, der diese Diagnose hätte stellen können – unabhängig davon, daß der damalige Stand der fränkischen Medizin gar nicht ausgereicht hätte, um eine Pleuritis als solche zu erkennen. Außerdem soll es während der sieben Tage andauernden Agonie auch keinerlei Aktivitäten gegeben haben, das Leben des Herrschers zu retten, was natürlich ebenfalls recht unglaubwürdig klingt. Für Suhr steht daher fest, daß Einhard sich hier von der „Chronographica“ des byzantinischen Gelehrten Michael Psellos habe inspirieren lassen. In diesem Werk geht es unter anderem um den Tod der Kaiser Konstantin IX. und Isaak I., welche tatsächlich an Pleuritis starben. Der Haken ist freilich, daß dies im 11. Jahrhundert geschah, woraus Suhr den Schluß zieht, daß der Mensch, „der sich hinter dem Pseudonym Einhard verbarg“, ebenfalls ein Autor des 11. Jahrhunderts und bemüht gewesen sei, dem großen Kaiser Karl eine „standesgemäße“ Todesursache anzudichten. (wk)

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