© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/13 / 15. Februar 2013

Meldungen

Von Dieben, Mördern und Bücherliebhabern

WIESBADEN. Wie Mitläufer aus der Frankfurter „Kampfzeit“ 2001 berichteten, finanzierte der spätere Bundesaußenminister Joschka Fischer als „Student“ seinen Unterhalt mit dem Verkauf gestohlener Bücher. Wie Klaus Seehafers kulturhistorischer Rückblick auf das Treiben berühmt-berüchtigter Bibliomanen und Bücherdiebe belegt (Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, 2/2012), bewies Fischer jedoch auch in diesem Metier nur mickriges Format. Verglichen etwa mit Stephen Blumberg, der seit den Siebzigern 23.000 Bücher aus 268 US-Bibliotheken stahl. Oder mit jenem Angestellten der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen, der dort zwischen 1968 und 1978 Raritäten im Wert von 80 Millionen D-Mark aus den Regalen fischte. Geradezu als Synonym bibliomaner Raffgier gilt Magister Tinius, der für Bücher mordete. Und sogar dieser Landpfarrer, der bis 1813 40.000 geraubte Bände hortete, steht hinter dem spanischen Geistlichen und schwerkriminellen Antiquar Don Vincente zurück, der 1836 zum Tode verurteilt und durch die Garrotte erwürgt wurde. Obwohl Seehafer argwöhnt, keine große Privatbibliothek entstehe „ohne illegitime Mittel“, präsentiert er doch eine ansehnliche Galerie nichtgerichtsbekannter Herrscher über Bücherimperien, unter denen der 1825 verstorbene Pariser Bürgermeister Antoine-Marie-Henri Boulard mit geschätzten 800.000 Bänden als „gewaltigster Bücherfresser“ aller Zeiten hervorsticht. (wm)

www.harrassowitz-verlag.de

 

SPD übernimmt die Rettung des Abendlandes

BERLIN. Daß ein „rigoroser Finanzkapitalismus“ anderen, nämlich „habsüchtigen“, Gesetzen als denen katholischer und lutherischer Soziallehre folgt, ist keine Einsicht, auf die der Kulturredakteur Hanjo Kesting ein Patent anmelden könnte. Kaum origineller ist es, gegen den angelsächsischen Ökonomismus zur Verteidigung des „solidarischen Gesellschaftsmodells“ der EU aufzurufen, wie Martin Schulz (SPD), Präsident des Europäischen Parlaments, dies im gleichen Heft von Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte (1/2-2013) tut. Bemerkenswert neu ist hingegen die „abendländisch“ timbrierte Rhetorik von Genossen wie Kesting, der Europa „substantiell“ denken will und daher mit Antike, Humanismus, Aufklärung und „vielleicht sogar den religiösen Traditionen“ plötzlich „das ‘alte Wahre’“ entdeckt, um es als Trumpf im „transatlantischen Antagonismus“ auszuspielen. Hat sich die SPD nach 1968 in ihrer Bildungs-, Religions- und Schulpolitik doch eifrigst bemüht, um als nützliche Idioten des nun stigmatisierten „Finanzkapitalismus“ die in Christentum und Humanismus wurzelnden „europäischen Werte“ zu liquidieren. Gab doch gerade die SPD im Wettrennen mit CDU/FDP und Grünen ihr Bestes, Europa in einen „kulturellen Friedhof“ à la américaine zu verwandeln, wo Bildungsbürger Kesting nun trauernd Krokodilstränen vergießt. (ob)

www.frankfurter-hefte.de

 

Philosoph Kurt Hübner mit 91 Jahren gestorben

KIEL. Der katholische Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Kurt Hübner ist vorigen Freitag im Alter von 91 Jahren gestorben. Er lehrte in Berlin und Kiel und galt als Hauptvertreter des wissenschaftstheoretischen Historismus. Viele seiner in zahlreiche Sprachen übersetzten Bücher kreisen um die Grenzen der wissenschaftlichen Vernunft. (tha)

 

Sprachpranger

Date your future – Deine Zukunft in der Region

Name einer Ausbildungsmesse, die vergangenes Wochenende in Hannover stattgefunden hat

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