© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/13 / 15. Februar 2013

Blick in die Medien
Der Problem-Peer hat ausgebloggt
Toni Roidl

Der Peer hat’s schwer. Dabei wollte Sozialdemokrat Steinbrück doch so gerne „hip“ sein und seinen Wahlkampf mit einem Internet-Blog auf die Höhe des Zeitgeistes hieven. Das Ergebnis hieß www.peerblog.de.

Damit wollte Peer wohl sein Image verbessern, das er durch bräsige Sprüche über Wein unter fünf Euro und höhere Gehaltsvorstellungen selbst demoliert hat. In sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter hat sich ja bereits die Schreibweise „P€€r Steinbrück“ durchgesetzt.

Doch der Chef bloggte nicht selbst, sondern eine mehrköpfige PR-Redaktion unter Ex-Focus-Redakteur Steinkühler. Die Kosten – angeblich sechsstellig – trugen fünf anonyme „herausragende Unternehmerpersönlichkeiten“ Deutschlands. Den Grünen gefiel das nicht. Sie forderten, Steinbrück solle die Namen der Financiers preisgeben. Ansonsten sei das eine „ganz erhebliche Einflußnahme“ auf den Wahlkampf.

Doch die Kritik peerlte an Steinbrück ab: Rechtlich sei alles in Ordnung und gegen Einflußnahme mache er sich durch private Finanzierung ja gerade unabhängig. Vorbild für das Konzept seien außerdem die USA, wo derlei Praxis gang und gäbe sei. Was für ein Argument! Vor allem angesichts der kritischen Haltung vieler Deutscher bezüglich der oft beschworenen „amerikanischen Verhältnisse“, auch was Wahlkämpfe und die dafür aufgewandten Summen angeht.

Was hätte das wohl für eine Entrüstung gegeben, wenn die Seite bruederle.de geheißen hätte und von Konzernen bezahlt worden wäre. So konnte die ganze Angelegenheit von den Verantwortlichen nach Hacker-angriffen beendet werden, indem die Seite dauerhaft vom Netz genommen wurde.

Oder steckte hinter den angeblichen Hackerangriffe auf den Peerblog eine P(ee)R-Kampagne, um wenigstens noch als Opfer von Online-Vandalen Sympathien zu generieren?

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