© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/13 / 15. Februar 2013

Leserbriefe

Zu: „Brüsseler Spitzel“ von Michael Paulwitz, JF 7/13

Demokratisches Dilemma

Solange es nur europäische Völker, aber kein Volk „Europa“ gibt, ist eine gemeinsame Demokratie (one man, one vote) nicht möglich. Heute hat ein Wähler auf Malta das Stimmgewicht von zehn Deutschen. Damit ist kein Staat zu machen. Um ihre verkorkste EU-Konstruktion zu retten, versuchen die verselbständigten Eurokraten jetzt, die Völker Europas in das Prokrustesbett eines Bundesstaates zu zwängen. Ein Bundesstaat funktioniert jedoch nur mit einem Volk; mehrere Völker kann man nur durch eine Diktatur in einen Bundesstaat pressen, wie bereits Jugoslawien unter Tito demonstriert hat. In Freiheit und Selbstbestimmung kann ein Zusammenschluß mehrerer Völker nur als Staatenbund gelingen, unter Wahrung der Subsidiarität. Die aktuellen Überwachungsmaßnahmen und die wachsende Gesinnungsschnüffelei der Eurokraten demonstrieren so deren Dilemma, mit demokratischen Mitteln nicht mehr auszukommen.

Wilko Fokken, Bunde

 

 

Zu: „‘Das hat etwas von Hetze’“, im Gespräch mit Hartmut Kasten, JF 7/13

Kernlos – ohne Substanz

Ihr Interview mit Professor Kasten zeigt auf, mit was für heuchlerischen Methoden heute in Deutschland versucht wird, uns alle zu guten und folgsamen Menschen zu erziehen (während wir ansonsten dazu aufgerufen werden, uns zu empören). Wie soll man denn nun zum Beispiel mit der alten Geschichte vom „kohlpechrabenschwarzen Mohren“ im „Struwwelpeter“ umgehen, die ja schon damals einen Aufruf zur Toleranz darstellte und als solche auch etwa im Dritten Reich nicht aus den Regalen öffentlicher Bibliotheken entfernt wurde? Muß man sie heute verwerfen? Kann man sie überhaupt in einer Weise in politisch korrektes Neusprech umschreiben, die den Kern dieser Fabel weiterhin bewahrt?

Thomas Dunskus, Pfaffenhofen

 

 

Zu: „Pankraz, Mark Twain und die gereinigten Bücher“, JF 5/13

Tücken der Reinwaschung

Gereinigte Fassungen von alten Texten, wie von Pankraz berichtet, sind leider nichts Neues. Im Englischen gibt es sogar ein Wort dafür: „Bowdlerize“, nach Thomas Bowdler, der eine „gereinigte“ Shakespeare-Ausgabe veröffentlichte, in der alle anstößigen Wörter und Ausdrücke weggelassen worden waren.

Bemerkenswerte Beispiele seither sind etwa die „Biggles“-Abenteur von Captain E.W. Johns, die zweimal bowdlerized wurden. In den sechziger Jahren trank der RAF-Pilot erstaunliche Mengen von Limonade; in der Originalfassung von Johns trinkt er Whisky, den er seit den Ausgaben in den achtziger Jahren wieder genießen darf. Weiterhin entfernt blieben aber die fremdenfeindlichen Äußerungen vor allem über Juden und Asiaten – ersetzt durch mildere, allgemeine Beschimpfungen, die nicht auf eine bestimmte ethnische, religiöse oder kulturelle Zugehörigkeit hinweisen. Frank Richard’s Billy Bunter, ein dicker Schuljunge, der bis in die sechziger Jahre genadenlos mit der Rute von seinem Lehrer Dr. Quelch geschlagen wurde, muß in der neuesten gereinigten Ausgabe nur noch zur Strafe nachsitzen. Auch Agatha Christie wurde häufig bowdlerized. Ihr Klassiker „Ten Little Niggers“ heißt jetzt – grammatikalisch falsch! – „And then there were none“, korrekt müßte es „and then there was none“ heißen.

Michael E. Walker, Köln

 

 

Zu: „Thank you, David!“ von Michael Paulwitz, JF 6/13

Ein Paßspiel nach Holland

Die Briten sind für ihren Kampfgeist – fighting spirit – bekannt. Das ärgert natürlich die „guten“ europäischen Staaten, die sich auf dem Weg in die Fiskal-, Transfer- und Schuldenunion links und rechts überholen, gegen die Mehrheiten in ihren Völkern. Doch die Regierungen und die ihnen verbündeten Banken, Konzerne und Medien lullen zur Zeit den Bürger mit beruhigenden Meldungen ein und vermitteln den Eindruck, die Euro-Krise sei überstanden. Das gelingt weitgehend, weil viele das Thema nicht mehr hören wollen, zumal sie nicht verstehen, was sich hinter den Kürzeln ESM, ESFS und Target-2 verbirgt.

Man kann neidisch auf Großbritannien werden, dessen Regierung den Kampf gegen die Schuldenunion Europa aufnimmt. Der niederländische Ministerpräsident hat den Ball aufgenommen und seinem Parlament geschrieben, daß er bei Neuverhandlungen ebenfalls die Möglichkeit eines Austritts einzelner Staaten erreichen will. Vielleicht gibt es doch noch Chancen für ein „Europa der Vaterländer“ auf der Grundlage von Subsidiarität, Solidarität und Solidität mit klaren automatischen Sanktionen bei Fehlverhalten und einer gestärkten Eigenverantwortung.

Brigadegeneral a.D. Dieter Farwick, Sigmaringen-Laiz

 

 

Zu: „Die gelenkte Empörung“ von Dieter Stein, JF 6/13

Kennzeichnend für Werteverfall

Es kennzeichnet den Werteverfall unserer Gesellschaft mit ihrem wachsenden Hedonismus, ihrem schleichenden Verlust an Sensibilität, Unrechtsbewußtsein und Humanität, daß der Skandal nicht die einhunderttausendfache, Jahr für Jahr zunehmende Abtreibung – die Tötung ungeborener Babys – ist, sondern eine Kirche, die sich diesem eigentlichen Skandal entgegenstellt. Es dürfte dieses unerträgliche Ärgernis, das verdrängte schlechte Gewissen der Gesellschaft, sein, aus dem sich die Häme gegen die katholische Kirche speist.

„Getrennt von der spirituellen Erfahrung, die sie begründet, sind die Werte wie abgeschnittene Blumen in einer Vase“, warnte Paul Ricoeur. Schon welken diese „abgeschnittenen Blumen“. Die künstlichen Blüten der Gender-Ideologie können die natürlichen Blumen nicht ersetzen.

Marie-Jeanne Decourroux, München

 

Ungerecht und heuchlerisch

Das darf doch nicht wahr sein! Alle Berichte und Kommentare zu diesem Thema, ob in Rundfunk und Fernsehen, ob in den Printmedien, sie waren sehr eindeutig in der Schuldzuweisung an die zwei katholischen Krankenhäuser in Köln. Daß das vermutete Opfer diese Kliniken gar nicht von innen gesehen hat und die Ärztin offensichtlich wußte, daß diese Krankenhäuser eine solche Untersuchung und Medikation gar nicht durchführen durften, läßt Schlimmes vermuten. Es ging anscheinend gar nicht um dramatische Notfallhilfe, sondern um die gezielte Provokation von katholischen Einrichtungen. Man kann über die Einstellung der katholischen Kirche zu diesem hochbrisanten Thema unterschiedlicher Meinung sein, aber diese Aktion ist ungerecht und heuchlerisch.

Walter Faulenbach, Olpe

 

Ausfahrt Braunau

Wenn diese Medienvertreter und ihre Gefolgschaft wüßten, wie sehr sie denjenigen der braunen Ära ähneln, nur daß sie von rechts auf links übergewechselt sind.

Rudolf Taubitz, München

 

 

Zu: „Regt euch bitte ab!“ von Ellen Kositza, JF 6/13

Des einen Himmelreich ...

Manche Frauen fühlten sich wie im Himmelreich, würden sie auf lautere Art und Weise angehimmelt. Tatsächlich flüchten sie sich oft in angebliche „Anmacheschädigungen“, wenn die Natur sie etwas dürftig an gewissen fraulichen Körperstellen versehen hat, um ihre eigene Über- oder Unterschätzung zu kompensieren und den „bösen Macho“ bloßzustellen. Ob ältere Politiker ins Himmelreich eingehen wollen oder können, ist eine andere Frage. Feministinnen aber drücken oft auf die Sexismus-Tube und schießen über das Ziel hinaus. Die meisten der „Gender-Fachfrauen“ können mit eigenen Reizen und daraus erfließenden Glückshormonen nicht aufwarten. Sie produzieren lieber dicke Bücher, um ihren persönlichen Frust loszuwerden.

Friedrich Peter Wilhelm, St. Ingbert

 

 

Zu: „Bundeswehr im Visier“ von Paul Rosen, JF 6/13

Konzeptloses Standortkonzept

Die Armee soll also noch mehr sparen. Zu den Sparkonzepten, die man sich vielleicht sparen sollte, gehört auch der Umbau der Bundeswehr durch ein neues Standortkonzept. So bezifferte das Verteidigungsministerium vor einiger Zeit die Kosten der neuen Standortkonzeption mit 1,2 Milliarden Euro. Der sogenannte Fähigkeitstransfer wird ohne Rücksicht auf Kosten, aber auch ohne Rücksicht auf das Personal durchgeboxt.

Hierzu ein Beispiel aus meiner Heimat Rheine: Das Heeresfliegerregiment 15 mit dem Waffensystem CH 53 (zur Zeit auch in Afghanistsan eingesetzt) wird zerschlagen und zum Teil nach Schönwalde-Holzdorf und Laupheim verlegt – zu einem Zeitpunkt, da der Standort gerade mit circa 50 Millionen Euro ausgebaut wird, um die CH 53-Hubschrauber optimal warten zu können. Als der Verteidigungsminister die Schließung des Standortes Rheine-Bentlage bekanntgab, wurden gerade die letzten Arbeiten an den neuen Hallen durchgeführt. Der Transfer der Hubschrauber nach Holzdorf und Laupheim kostet wiederum viele Millionen an Infrastrukturmaßnahmen an den neuen Standorten, während in Rheine-Bentlage die neuen riesigen Hallen vergammeln. Auch die Flug-Simulatoren sollen an die neuen Standorte verlegt werden, was wieder viele Millionen kostet. Leider ist es kein Einzelfall: Als vor einigen Jahren das Jagdgeschwader 72 „Westfalen“ von Rheine-Hopsten nach Laage bei Rostock verlegt wurde, war kurz zuvor die drei Kilometer lange Startbahn erneuert und ein neuer Tower fertiggestellt worden.

Otto Kersting, Rheine

 

 

Zu: „Wisnewskis Visionen“ von Ronald Gläser, JF 6/13

Mißtrauen zwangsläufig

Herrn Wisnewskis abschätzig „Verschwörungstheorien“ genannten Darstellungen sind oft nicht unglaubhafter als die offiziellen. Bei den uns täglich aufgetischten Themen muß doch zwangsläufig das Mißtrauen wachsen.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Die Hölle von Stalingrad“, JF 5/13

In den Ohren vieler Deutscher

Anläßlich der Feiern zum 70. Jahrestag der Schlacht äußerte sich der russische Präsident Putin wie folgt: „Ohne Patriotismus löst sich ein Land auf wie ein Stück Zucker im Tee.“ Und Vizeregierungschef Rogosin: „Ein Volk ohne historisches Gedächtnis zerbricht auf Dauer.“ In den Ohren vieler Deutscher mag dies jetzt noch lächerlich, übertrieben und überflüssig klingen.

Werner Linn, Feilbingert

 

 

Zu: „Das mißbrauchte Recht“ von Michael Paulwitz, JF 5/13

Wo bleibt Lobby-Control?

Der JF sei Dank für dieses offene, sachliche Wort zu einem Problem, das vielen Bürgern auf den Nägeln brennt! Wofür unterhält man eigentlich in diesem Land ein teures Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, wenn dessen Entscheidungen anschließend von der – von Ihnen treffend geschilderten – Asyl-Lobby in den meisten Fällen faktisch wiederaufgehoben werden?

Kaum einen Menschen läßt die Not auf dem Balkan und in der Dritten Welt kalt. Aber die Lösung kann doch nicht sein, alle – auch jene mit „asylfremden“ Motiven – in unser Land einzuladen. Die Tabus der Asyl-Lobby dürfen nicht länger geduldet, die Ängste der hiesigen Steuerzahler und Bürger müssen endlich respektiert werden.

Wolfgang Röckelein, Eching

 

 

Zu: „Kosten des rechten Vakuums“ von André Freudenberg, JF 5/13

Nichts anderes verdient

Das Gejammer über das Fehlen einer salonfähigen rechten Partei ist ein Dauerthema der JF. Leider fällt mir dazu der böse Spruch ein, daß jedes Volk die Regierung hat, die es verdient. Es ist auch von vornherein klar, daß eine ernstzunehmende neue Partei mit denselben Schwierigkeiten rechnen muß und das rechte Spektrum weiter zersplittern würde.

Ferdinand Gesell, Grenzach-Wyhlen

 

 

Zu: „Jenseits von Tiefenbohrungen“ von Klaus Hammel, JF 4/13

Unerfreuliche Feindschaft

Es ist sehr verdienstvoll, daß Oberst i.G. a.D. Hammel auf den einseitig antideutschen Abschlußbericht der Italienisch-Deutschen Historikerkommission aufmerksam macht. Dem bliebe aber nachzutragen, wie es überhaupt zu dieser für Deutschland und Italien so unerfreulichen Feindschaft 1943 bis 1945 gekommen ist.

Der Kommissionsbericht erwähnt mit keinem Wort, daß Italien ab 1939 völlig unabhängig von Deutschland erst Albanien besetzt, dann Britisch-Somalia angegriffen, dann die Engländer in Ägypten und danach Griechenland angegriffen hat und, nachdem es auf all diesen Kriegsschauplätzen geschlagen worden war, die Deutschen zu Hilfe gerufen hat. Als sich die italienischen und deutschen Truppen 1943 geschlagen aus Nordafrika nach Italien zurückzogen, hatten die Italiener die Deutschen im eigenen Land. Am 3. September 1943 ging Italien ohne Vorwarnung der Deutschen auf die Seite des bisher gemeinsamen Feindes über. Wenige Wochen später erklärte Italien Deutschland den Krieg. Die deutschen Truppen in Italien saßen damit in der Falle. Als dann italienische Partisanengruppen ihre völkerrechtswidrigen Hinterhalts-Angriffe gegen deutsche Soldaten aufnahmen und dabei meist äußerst brutal vorgingen, schlugen Wehrmacht und SS zurück. Zur gleichen Zeit versank Italien in einem eigenen Bürgerkrieg zwischen italienischen Kommunisten, Faschisten und Monarchisten. Welche italienischen Opfer bei den Massakern jener Zeit auf wessen Schuldkonto gingen, hat die Kommission auch nicht aufgedeckt. Generalmajor a.D.

Gerd Schultze-Rhonhof, Buxtehude

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