© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/13 / 22. Februar 2013

Blick in die Medien
Brauchen ARD, ZDF und Co. Börsen-TV?
Toni Roidl

Börsensendungen im Fernsehen beschäftigen sich mit dem Auf und Ab von Aktienkursen. In einem Land, in dem selbst Kinderbücher ideologisch getrimmt werden, muß eine völlig unpolitische Berichterstattung verdächtig wirken. Und tatsächlich: Schon kommt ein DGB-Bezirksvorsitzender und kritisiert die Börsensendungen der ARD. Diese seien „eine besondere Problemzone“.

Warum? Werden da Schrottpapiere empfohlen? Nein, sie seien „fixiert auf Kapitalinteressen“ und transportierten eine Sichtweise der Wirtschaft. Was denn sonst? Trillerpfeifende Verdi-Tütenträger vor Feuertonnen? Offenbar genau das, denn der Gewerkschafter fordert, daß „Arbeitnehmerinteressen und Verbraucherschutz ins Zentrum gerückt“ werden! Die Börsenberichte sollten gestutzt werden.

Das, so die Logik des DGB-Kaders, würde auch der ARD zugute kommen, denn „die Zielgruppe eines solchen Formats ist nach meiner Einschätzung um ein Vielfaches größer“. Klar, Gewerkschafter haben ja schon immer besser gewußt, was gut fürs Geschäft ist.

Allerdings sind die Börsenberichte der Öffentlich-Rechtlichen tatsächlich fragwürdig, aber aus anderen Gründen. Der einzige Grund, sich Börse vor acht anzuschauen, ist die unvergleichliche Moderatorin Anja Kohl. Ansonsten sind Wirtschaftsnachrichten bei privaten Sendern wie ntv oder N24 besser aufgehoben – und dort garantiert gewerkschaftsfrei!

Anstatt sich permanent in Nischen der Privaten zu drängen und dort mit üppigen Gebührengeldern und Werbedumping einen asymmetrischen Wettbewerb zu führen, sollte das Staatsfernsehen von unserem Geld lieber aufwendige Naturdokus und Fernsehspiele produzieren. Der Gewerkschaftsmann wirft den Börsenberichterstattern vor, sie hätten „mit dem Leben der Menschen“ nichts mehr zu tun. Dasselbe könnte man mit Recht von der ARD sagen – und vom DGB sowieso.

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