© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/13 / 22. Februar 2013

Frisch gepresst

Katarina Botsky. Wer heute mit „Königsberger Dichterin“ überhaupt etwas verbindet, antwortet: Agnes Miegel (1879–1964). Kaum bekannt ist aber, daß die „Mutter Ostpreußens“ eine ihr literarisch ebenbürtige „dunkle Schwester“ hatte, Katarina Botsky (1880–1945). Der Berliner Kulturwissenschaftler Martin A. Völker hat jetzt für einen kleinen, feinen Verlag einige düstere Texte der famosen Botsky, die als ostpreußische Statthalterin Franz Kafkas locker durchgeht, neu ediert. Nihilistisch getönt, Nietzsches „Gott ist tot“-Tremolo in Prosa umsetzend, damit die anti-wilhelminischen Satiriker des Simplicissimus regelmäßig beliefernd, vertrat Botsky „die Moderne“. Anders als Miegel aus den bürgerlichen Vierteln um den Könisgberger Tierpark, stammte Botsky aus dem proletarischen Haberberg, wo sie nach Einfall der Sowjets im Frühjahr 1945 umkam. Völkers Auswahl bietet nun die Möglichkeit, diese „landsmannschaftlich“ ignorierte Nachtseite der Literaturgeschichte Ostpreußens kennenzulernen, zumal ihre Romane und Erzählungen sich auch antiquarisch rar machen. (ft)

Katarina Botsky: In den Finsternissen. Novellen. Elsinor Verlag, Coesfeld 2012, broschiert, 108 Seiten, Abbildung, 12,80 Euro

 

Fazit vor der Wahl. Die Kritik an Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“, der 25. Jahrestag der Weizsäcker-Rede zum 8. Mai oder der Fall der ermordeten Ägypterin Marwa El-Sherbini in Dresden, der von der Politik hemmungslos für den „Kampf gegen Rechts“ mißbraucht wurde. Die genannten Ereignisse scheinen uns viele Jahre zurückzuliegen, fanden jedoch alle „während der laufenden Legislaturperiode“ statt. Insofern kann die nun als Buch erschienene Aufsatzsammlung von eigentümlich-frei-Autor Frank W. Haubold eine wichtige Gedächtnisstütze für die im Herbst anstehende Wahlentscheidung sein. Kurze Kapitel geben dem Leser dabei die Möglichkeit, das Buch nach Belieben zu portionieren. Haubold kommentiert in dem Büchlein ausgewählte Begebenheiten in kämpferisch-pointierter Form und bemüht sich um eine Einordnung aus konservativer Sicht. Er spricht dabei aus, was vielen Deutschen auf der Seele liegt. Das Buch wäre daher auch ohne gelegentliche Anspielungen auf Verschwörungstheorien und Verunglimpfungen Andersdenkender ausgekommen. (tb)

Frank W. Haubold: Abgesang. Notizen über ein krankes Land. Edition Lacerta, Berlin 2012, broschiert, 137 Seiten, 6,55 Euro

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