© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/13 / 08. März 2013

Politik und Irrsinn in Berlin
Wie wär’s mit der Gedöns-Toilette?
Birgit Kelle

Ja, jetzt wissen wir es ganz genau, Berlin ist nicht nur arm, sondern wirklich sexy. So sexy, daß mit den neu beschlossenen Unisex-Toiletten jedes Geschlecht bald seine eigene Toilette in der Hauptstadt finden kann.

Man sollte meinen, die Haushaltslage in Berlin wäre eines der Hauptprobleme, um das man sich kümmern müßte. Oder vielleicht die unendliche Geschichte um diesen Flughafen, der einfach nicht fertig, dafür aber immer teurer wird. Nein, was muß das doch für ein herrliches Politiker-Leben in Berlin sein, wenn man keine anderen Sorgen hat, als ein ganzes Parlament mit der Frage nach Toilettentüren und ihrer Beschriftung zu beschäftigen. Aber wenn schon, liebe Berliner, dann reichen in meinen Augen Toiletten für Frauen, Männer und jetzt zusätzlich die Unisex-Toiletten nicht aus.

Zu Recht wurde schließlich in der Debatte angemerkt, daß die Wickeltische für Babys immer nur in Frauentoiletten angebracht seien und deswegen die ganzen Väter von den Freuden des Wickelns ausgegrenzt blieben. Wenn die Wickeltische jetzt aber in die Unisex-Toilette kommen, könnte ich als Frau in Erklärungsnöte geraten ob meiner Weiblichkeit, wenn ich mich auf diese Toilette begebe, obwohl ich mir meines Frauseins doch grundsätzlich sicher bin. Und woher nehmen, all diese neuen Toiletten? Müssen dafür nun eventuell die Behindertentoiletten weichen? Oder werden sie gar umbenannt? Unisex und/oder behindert?

Andererseits gar keine schlechte Idee und am besten die Kinder gleich mit einschließen. Sie kommen an kein Waschbecken ran und auf keine Kloschüssel rauf und werden allein deswegen auf den Frauen- und Männertoiletten nicht glücklich. Außerdem wäre dann auch das Problem gelöst, durch welche Tür Mutti laufen soll mit einem vierjährigen Sohn, der darauf besteht, im Stehen sein Geschäft zu verrichten, so wie mit Papa.

Eigentlich müßte man mal eine Randgruppen-Toilette schaffen, wenn das bloß nicht gleich so diskriminierend klingen würde. Wäre aber konsequent. Schließlich bin ich als Mutter mit Buggy oft genauso ein Störfaktor wie ein Mensch im Rollstuhl. Also dann, wie wäre es mit einer Unisex-Behinderten-Kinder-und-Gedöns-Toilette.

Stille Örtchen werden das dann aber nicht mehr sein.

 

Birgit Kelle ist Journalistin und Vorsitzende des Vereins Frau 2000plus sowie Mitglied der New Women for Europe.

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