© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/13 / 08. März 2013

Bank von England erwägt Negativzins auf Zentralbankreserven
Verluste unvermeidlich
Thorsten Polleit

Über die Einführung von negativen Einlagenzinsen für Banken wird nicht nur in Großbritannien, sondern auch im Euro-Raum diskutiert. Durch Zinszahlungen auf ihre Überschußreserven bei der Zentralbank sollen Banken angehalten werden, diese nicht „ungenutzt“ vorzuhalten, sondern zur Kreditvergabe oder zum Kauf von Wertpapieren einzusetzen. So soll eine Kreditklemme verhindert werden, die Wachstum und Beschäftigung gefährdet.

Doch die Banken werden den Strafzins bereitwillig zahlen, wenn sie fürchten, im Kreditgeschäft mit Unternehmen und Privaten noch höhere Verluste zu erleiden. Ihnen bliebe allenfalls der Kauf von Staatsanleihen – und das offenbart ein Ziel des negativen Einlagenzinses: die Verschuldung der Staaten zu erleichtern. Zudem könnten die Banken die Kostenerhöhung durch höhere Gebühren und niedrigere Zinsen auf Bankschuldverschreibungen an ihre Kunden weitergeben. Und weil die Zentralbanken die Marktzinsen bereits auf Rekordtiefstände gedrückt haben, könnte es sogar dazu kommen, daß Kunden eine Negativverzinsung auf ihre Sicht-, Termin- und Spareinlagen erleiden. Aus Spar- wird dann Entsparkapital. Kernursache der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise ist eine weitgehende Überschuldungssituation, für die das staatliche Geldangebotsmonopol gesorgt hat. Die Zentralbanken haben für ein drastisches Ausweiten der Kredit- und Geldmengen gesorgt, indem sie ihre Zinsen immer weiter gesenkt haben.

Der Ausweg aus der weltweiten Überschuldung liegt im gezielten Schuldenschnitt: Schuldner, die sich übernommen haben, stellen ihre Zahlungen ein. Gläubiger, die ihnen leichtfertig ihr Geld geliehen haben, tragen die Verluste. Die Politik des negativen Zinses, begleitet von einer Niedrigzinspolitik, liefe hingegen auf eine undifferenzierte Entwertung von Bankeinlagen und Schulden auf breiter Front hinaus – und einem ungebremsten Anwachsen der Staatsverschuldung.

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