© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/13 / 15. März 2013

Bernd Lucke. Wer ist der Initiator der Euro-kritischen „Alternative für Deutschland“?
Der Mann der Bürger
Paul Leonhard

Endlich. Einer mußte es ja tun. Die Erleichterung in den Leserforen von FAZ und Welt ist groß. Mitte April soll die neue Partei „Alternative für Deutschland“ (JF berichtete) gegründet werden, die Internetseite ist bereits freigeschaltet, das Programm in Umrissen erkennbar, die erste Fernsehschlacht geschlagen: Bei „Maybrit Illner“ hinterließ Bernd Lucke am Donnerstag letzter Woche einen guten Eindruck. In der Rückschau hieß es, Lucke habe eine „echte Alternative zur desaströsen Europolitik der Altparteien“ aufgezeigt.

Denn Bernd Lucke ist vom Fach, der Professor für Makroökonomie und Geschäftsführende Direktor des Instituts für Wachstum und Konjunktur an der Universität Hamburg hat im Laufe seines wissenschaftlichen Lebens umfangreiche Kenntnisse sammeln können, studierte neben Volkswirtschaft auch Philosophie und Geschichte. Nach der Wende machte er zudem als Referent beim „Sachverständigenrat zur Einführung der Sozialen Marktwirtschaft in der DDR“ wichtige Erfahrungen.

Bis Ende 2011, insgesamt 33 Jahre, war er Mitglied der CDU. Nun hat er sich an die Spitze einer politischen Initiative gestellt. Dabei ist dem 50jährigen gebürtigen Berliner die Entscheidung nicht leichtgefallen. Als Wissenschaftler wäre er lieber beratend tätig geblieben, und lange Zeit war Überparteilichkeit seine Strategie. Doch die „Rettungsschirm“-Politik Berlins erschien ihm für Deutschland so bedrohlich, daß er Anfang 2011 das „Plenum der Ökonomen“ ins Leben rief. Dessen „Aufruf an alle deutschen Hochschullehrer für Volkswirtschaftslehre“ folgten zwar 328 Professoren, was für mediales Aufsehen sorgte, aber auch deren vereinter Protest gegen die Verlängerung des EU-Rettungsschirms fand bei Merkel und Schäuble kein Gehör.

Lucke wurde zudem Sprecher des „Bündnis Bürgerwille“, das anders als das „Plenum“ nicht nur Fachleute, sondern auch einfache Bürger gegen die Euro-Rettungspolitik auf die Straße zu bringen versuchte, denn „viele wissen gar nicht, was da noch alles auf uns zukommt“, wie Lucke 2012 in einem Interview mit dieser Zeitung warnte.

Nun also versucht Bernd Lucke es mit einer Partei. Und nach dem Scheitern der Freien Wähler in Niedersachsen mit nur einem Prozent, die ihn bei der Landtagswahl am 20. Januar auf den dritten Listenplatz gesetzt hatten, setzt Lucke mit der kommenden „Alternative für Deutschland“ auf eine eigene Kraft. Das politisch interessierte Bürgertum zeigt sich begeistert. „Wir sind eine Graswurzelbewegung, wollen durch bürgerschaftliches Engagement überzeugen“, sagte Lucke im Chat nach seinem Fernsehauftritt. Die Geschichte bürgerlicher Parteineugründungen zeigt allerdings, daß für einen Erfolg unendlich viel mehr nötig ist, als der Idealismus und die Begeisterung der Macher und Applaus in den Leserbriefspalten.

www.alternativefuer.de

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