© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/13 / 15. März 2013

Frisch gepresst

Hedgefonds. Bernie Madoff, der Tausende Anleger um Milliarden betrogen hat, ist nur „ein kleiner Fisch“. Die filmreifen Machenschaften des einstigen Chefs der New-Economy-Börse Nasdaq haben das Finanzsystem nicht gefährdet. „Für ein Schneeballsystem, das den Kapitalismus der gesamten westlichen Welt in den Bankrott treiben könnte, brauche man Leute von ganz anderem Kaliber“, schreibt einer, der es wissen muß: Mitch Feierstein ist selbst seit Jahrzehnten Hedgefonds-Manager in New York und London. Auch die Wall Street, die US-Notenbank Fed, willfährige Politiker und Medienkonzerne reichten für den großen Crash nach der Lehman-Pleite 2008 nicht aus. Der Londoner Finanzdistrikt, Euro-Staaten, naive Banken, Versicherer und Privathaushalte taten das Ihre – und „unvorstellbar unfähige Unternehmen mußten unbedingt mit der Wall Street pokern, hatten aber keine Ahnung, daß die Würfel gezinkt waren“. Wer mehr über die Zinker und ihren nächsten Coup wissen will, muß Feierstein lesen, um zu wissen, was man „tun muß, damit das Geld nicht wegschmilzt“. (fis)

Mitch Feierstein: Die glitzerndsten Schneebälle unseres Finanzsystems. Riemann Verlag, München 2013, gebunden, 477 Seiten, 21,99 Euro

 

Stille Treppe. „Du bist ok, so wie du bist“ lautet der Titel des jetzt erschienenen Buches der Diplom-Pädagogin Katharina Saalfrank. Provokant rät die 41jährige, aus der RTL-Serie „Die Super Nanny“ bekannte SPD-Aktivistin darin Eltern, es mit der Erziehung ihrer Kinder sein zu lassen. Statt dessen plädiert sie für eine Entwicklung hin zur Beziehung zum Kind. Saalfrank rät dabei zu mehr Gelassenheit. Elternschaft heiße nicht, „in Habachtstellung zu sein und mißtrauisch jeden Schritt zu beäugen“. Vielmehr dürften sich Eltern „auch mal entspannt zurücklehnen“ und ihren Kindern „mit Genuß zuschauen“. Kinder würden sich auch ohne „unermüdliches elterliches aktives Zutun entwickeln“. Dies will Saalfrank jedoch nicht als antiautoritäre Erziehung verstanden wissen. Durchaus seien Führung, Autorität und Orientierung für eine gute Entwicklung grundlegend. Zwar könnten sie gegenüber Erwachsenen nicht als gleichberechtigt, wohl aber als gleichwertig gelten, wodurch sie um ihrer selbst willen geachtet würden, statt etwas zu tun, weil Eltern es von ihnen verlangen. (ro)

Katharina Saalfrank: Du bist ok, so wie du bist. Das Ende der Erziehung. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013, gebunden, 276 Seiten, 18,99 Euro

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