© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/13 / 15. März 2013

Frisch gepresst

Wagner und Verdi. Jemand, der eine Karriere als Musikjournalist beim WDR durchlaufen hat, der ständig für WAZ, FAZ und taz schreibt, muß eigentlich nicht mehr bei jeder Gelegenheit brav Männchen vor dem Zeitgeist machen. Holger Noltze, Jahrgang 1960 und inzwischen auch Professor für Musik und Medien an der Universität Dortmund, will aber lieber auf Nummer Sicher gehen und setzt in seinem neuen, dem „Liebestod“ bei Verdi und Wagner gewidmeten Buch die ideologischen Duftmarken an den zu erwartenden Stellen. So sind etwa „Lohengrin“-Passagen wie „Mit Gott für deutschen Reiches Ehr’“, oder: „Was deutsches Land heißt, stelle Kampfes Scharen, dann schmäht wohl niemand mehr das deutsche Reich“ für Noltze natürlich „peinliche Parolen“, an denen man heute wie an anderem „Getöse“ lieber „vorbeihören“ möge. Diesen Rat sollte man auch bei der Lektüre von Noltzes Buch beherzigen: an den von Devotheit zeugenden Peinlichkeiten einfach vorbeilesen und sich auf seine solide, vor allem für Opernneulinge höchst instruktive, flott erzählte Einführung in die Wunderwelt des sächsischen Genius und in das große Operntheater des sich meisterlich auf Effekte verstehenden „Aida“-Komponisten konzentrieren. (dk)

Holger Noltze: Liebestod. Wagner – Verdi – Wir. Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg 2013, gebunden, 448 Seiten, Abbildungen,  24,99 Euro

 

Genscher und Winkler. Angesichts der endlosen Euro-Krise und den daraus folgenden politischen Verwerfungen wächst in vielen europäischen Hauptstädten die Einsicht, daß sich Europa, oder genauer genommen die Europäische Union, in einer tiefgreifenden Krise befindet. Vor diesem Hintergrund lud die Stiftung Schloß Neuhardenberg im vergangenen Herbst den früheren Außenminister und Europapropagandisten Hans-Dietrich Genscher (FDP) und den Haus- und Hofhistoriker der SPD, Heinrich August Winkler, unter dem Motto „Europas Zukunft. In bester Verfassung?“ zu einer Lageanalyse ein. Das nun in einem schmalen Bändchen vorliegende Ergebnis des Abends ist so erwartbar wie unspektakulär. Die Krise ist ernst, aber am Ende wird natürlich alles gut, die Zukunft im gemeinsamen Haus mit gemeinsamer Währung alternativlos, lautet das Fazit dieser Schrift, die bestimmt sehr bald ihren verdienten Weg in das moderne Antiquariat nehmen wird. (ms)

Hans-Dietrich Genscher, Heinrich August Winkler: Europas Zukunft. In bester Verfassung? Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2013, broschiert, 86 Seiten,10 Euro

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