© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/13 / 22. März 2013

Aufgeschnappt
Flucht ins Kino
Matthias Bäkermann

In einigen Schulen in Sachsen ist in der vergangenen Woche der Lehrplan durcheinandergeraten. Schuld daran war nicht die Witterung, sondern jeweils ein versprengtes Häuflein von Mitgliedern der NPD-Jugendorganiation, die sich in Nähe der Schulen postierten, um Parteiwerbung zu verteilen. Im vogtländischen Leubnitz blieben drei von den dortigen Mittelschülern kaum beachtete Jungrechte auf ihren Heften und Flyern sitzen. Laut Schulleiter Andreas Wimmer habe man nur die Lehrer angeregt, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen: „Verbieten können wir nicht, aber aufklären“, erklärte Wimmer in der Chemnitzer Freien Presse.

Ganz anders reagierte man in zwei anderen Orten. Während man im mittelsächsischen Penig gleich ganz aufgeregt den Unterricht aussetzte und schulfrei gab, behalf man sich in Pirna mit einer „schulorganisatorischen Maßnahme“. Wie Schulleiterin Bärbel Merker im Elternrundbrief mitteilte, entschloß man sich an der Johann-Wolfgang-von- Goethe-Mittelschule, „im Interesse unserer Kinder mögliche Konfrontationen zu vermeiden“. Dazu wolle man „alle uns zur Verfügung stehenden Maßnahmen nutzen, wie Ausschöpfung der Wandertage“, so Merker. Einige Schulklassen besuchten deshalb am betreffenden Vormittag das örtliche Kino. Hoffentlich kommt jetzt kein Pennäler auf die Idee, vor Mathearbeiten nach dem NPD-Nachwuchs zu rufen ...

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