© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/13 / 29. März 2013

Grüße aus Santiago de Cuba
Bange Blicke nach Caracas
Alessandra Garcia

Comandante Hugo Chávez hat seine letzte Schlacht verloren, und Kubas Schatz liegt unter einer Schicht undurchdringlicher Gesteinsschichten. Das sind die beiden großen Themen, die die Kubaner zur Zeit bewegen. Was wird, wenn wir aus Venezuela kein verbilligtes Erdöl mehr geliefert bekommen? Und für viele Hochschulabsolventen droht ein Traum zu platzen. Haben sie doch vor allem gepaukt, um anschließend nach Venezuela zu gehen. Nur dort gab es die nötigen Devisen legal und aus eigener Kraft zu verdienen, um dann hier ein Haus bauen zu können und vielleicht ein Auto zu kaufen.

Nicolás Maduro ist gewiß ein ehrenwerter Mann, der gewillt ist, Verträge einzuhalten, aber hat er die Macht dazu? Er ist kein charismatischer Führer. Und die Opposition in Venezuela ist Kuba nicht wohlgesonnen.

Die von Präsident Rául Castro begonnenen Wirtschaftsreformen greifen noch längst nicht. Die vielen Selbstständigen sind vor allem im Dienstleistungssektor zu finden und nicht im produzierenden Gewerbe. Es findet lediglich eine Umverteilung subventionierter Güter statt, und den staatlichen Unternehmen, die am Tourismus verdienten, wird ein Teil der sprudelnden Einnahmen genommen.

Noch immer ist es nicht gelungen, die vernachlässigte Landwirtschaft in Schwung zu bringen. Dreimal jährlich könnte in unserem Land geerntet werden. Aber noch immer liegen große Flächen brach, weil die Bauern den in neue Gesetze gegossenen Versprechen der Regierung nicht trauen. So gibt es Markenbutter „Made in Germany“ sowie Tomatensoße aus China in den Devisengeschäften. Wie rechnet sich so etwas?

Bodenschätze? Das bißchen Kobalt, Kupfer, Eisen und Mangan rettet die Volkswirtschaft nicht. Wenigstens sind die Stahlpreise auf dem Weltmarkt so hoch, daß sich der Nickelabbau lohnt.Und da sind noch die Ölvorkommen vor Kubas Küsten. 22 Milliarden Barrel sollen es sein, so viel wie die Reserven der USA. Kanadier, Chinesen, Russen, selbst US-Konzerne möchten sie erschließen. Aber keiner schafft es. Die Gesteinsschichten seien schlicht zu kompakt, schreibt die Parteizeitung Granma. Kuba ist offensichtlich ein Land, in dem selbst die Ölgewinnung nicht rentabel ist. Längst hoffen viele nicht auf neue Technologien, sondern auf einen Argentinier, auf den neuen Papst. Irgendwann muß Gott doch ein Einsehen haben und das gefallene Paradies Kuba retten.

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