© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/13 / 29. März 2013

Frisch gepresst

Ernst Jünger. Die inzwischen traditionellen Symposien des „Freundeskreises der Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger“ in Heiligkreuztal galten 2010 und 2011 dem Thema „Krieg und Frieden“. Günter Figal und Georg Knapp machen die Referate nun allen Jünger-Lesern zugänglich. Wie stets bei Sammelbänden, mischt sich Gewichtiges und Marginales. Wesentliches zum Verständnis Ernst Jüngers tragen primär die Studien von Steffen Dietzsch und Jan Robert Weber bei. Weber, der sich 2011 mit einer luziden Untersuchung über Jüngers Reisetagebücher profilierte (JF 42/11), bleibt bei diesem Thema, wenn er die in „Myrdun“ 1943 literarisch verwertete, mit dem „Magister“ Hugo Fischer unternommene Norwegenfahrt von 1935 analysiert. Schon das Publikationsdatum, im Entscheidungsjahr des Zweiten Weltkrieges, zeige, daß es sich dabei nicht um ein „nebensächliches Opusculum“, sondern um eine Variation zu Jüngers Lebensthema „Standhalten“ im Weltbürgerkrieg handele. Daran kann Dietzsch nahtlos anknüpfen, wenn er dessen „Denken in Stahlgewittern“ als Beitrag zu einer Anthropologie begreift, die sich auch jenseits des Schlachtfeldes im Widerstand gegen die „großen Bedrohungen“ der Moderne bewähre. (al)

Günter Figal, Georg Knapp (Hrsg.): Krieg und Frieden. Jünger-Studien Band VI. Attempto Verlag, Tübingen 2013, broschiert, 255 Seiten, Abbildungen, 38 Euro

 

Staat, nicht Volk. „Haben wir den Staat, den wir verdienen? Wenn ja, ist uns nicht zu helfen. Wenn nicht, wird es Zeit, die Sache in die Hand zu nehmen.“ Daniela Dahn, ehemalige Mitherausgeberin der linken Wochenzeitung Freitag, hat sich mit ihrem neuesten Buch „Wir sind der Staat“ einiges vorgenommen. Darin geißelt sie eine „Verflechtung von Staat und Kapitalismus“ und findet geradezu rührende Worte für die SED-Diktatur. Nach ermüdenden einhundert Seiten spricht sie mit Blick auf die DDR ganz hemmungslos von „grotesken Verzerrungen behaupteter Regierungskriminalität“. Eine nette Umschreibung für Stasi-Terror und Mauertote. Dahn trauert in ihren Abschweifungen längst Vergangenem nach. Sei es die Sowjetunion, die ihrer Ansicht nach zuwenig auf die Räteherrschaft gesetzt habe, oder die längst untergegangene Occupy-Bewegung. Dahns Visionen sind längst untergegangen. Zum Glück. (ho)

Daniela Dahn: Wir sind der Staat – Warum Volk sein nicht genügt. Rowohlt Verlag, Reinbek 2013, gebunden, 175 Seiten, 16,95 Euro

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