© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/13 / 29. März 2013

Aufgeschnappt
Gefährlicher Dresscode
Matthias Bäkermann

Sieben Monate auf Bewährung und 1.000 Euro Schmerzensgeld. So urteilte vergangene Woche das Amtsgericht Göttingen über einen engagierten Bewohner eines „linken Wohnprojektes“ in der Roten Straße der Studentenstadt. Dieser witterte an einem Samstagabend zusammen mit anderen couragierten Mitstreitern bei einer Gruppe von sechs daherkommenden Jurastudenten eine ausländerfeindliche Gesinnung. Die Antwort auf die Frage „Haßt ihr Ausländer?“ gar nicht erst abwartend, schritt man sogleich mit Fäusten und Pfefferspray zur Tat.

Dabei waren die Opfer, denen Prellungen, tränende Augen und ein Nasenbeinbruch zuteil wurde, an ihrem Schicksal nicht ganz unschuldig, suggerierten sie doch den „Antifaschisten“ schon rein optisch, daß mit ihnen etwas nicht stimme. Mit Barbourjacken und Sackos gekleidet, erschienen diese Preppy-Typen jenen als rechte „Burschis“. Dabei waren die schick gemachten angehenden Juristen keineswegs Korporationsstudenten, sondern nur auf dem Weg zu einer Party, wo „Garderobe erwünscht“ auf der Einladung stand. Wie das Göttinger Tageblatt herausfand, waren zwei der Studenten sogar Mitglieder einer Rockband, die sich auch schon auf „Rock-gegen-Rechts“-Konzerten engagierte. Nicht zuletzt deshalb entschuldigte sich der bereits vorbestrafte Täter vor Gericht bei den Opfern, was zum glimpflichen Urteilsspruch führte.

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