© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/13 / 05. April 2013

Zweizeilige Überschrift
Roman: E. Henscheids „Aus der Kümmerniß“
Werner Olles

An Eckhard Henscheid im allgemeinen und an seinem neuen „gotteskundlichen Roman“ im besonderen haben sich schon mehrere Rezensenten verhoben, genauer gesagt, sie sind daran gescheitert. Ob’s an Henscheids zugegeben sehr speziellem Sprachstil liegt oder einfach daran, daß ihnen das Thema, das der Autor diesmal anschlägt, absolut nicht liegt, man weiß es nicht.

In seinem Buch, das im Erlanger Wildleser-Verlag erschienen ist, einem Verlag „für Minderheitenliteratur“ (Eigendarstellung), schildert Henscheid den jahrtausendealten Kampf zwischen Gott und Satan. Und tatsächlich stellt sich beim ersten Augenschein die Frage, ob man sich einer solchen Thematik auf diese Art nähern kann. Nach der Lektüre der ersten Seiten weiß man es jedoch besser: Henscheid kann es, mehr noch, er schafft es wieder einmal auf unnachahmliche Weise, das Katholische schlechthin mitsamt all seinen Turbulenzen und in all seiner Sitten- und Sinnenpracht zu würdigen und so gleichsam den Herren Theologen und Satanas zum Verdruß „aus der Kümmerniß der momentan waltenden und scheinbar obsiegenden Gottesferne“ doch noch ein Quentchen Gottesherrlichkeit hervorzuzaubern.

Natürlich geht das nicht ohne satirische Überspitzungen. Da staucht der „berühmte Mosebachschüler Joseph Kardinal Ratzinger“ den „bekannten Tübinger Denker und allerdings Antichrist Hans (‘King Kong’) Küng“ zusammen, und der „ungetreue und vollkommen infernalische Höllenfürst“ Luzifer bekommt mit tatkräftiger Unterstützung der 301.655.722 Engel und teilweise sogar Erzengel auch sein Fett weg. Warum muß der Schändliche schließlich auch Gott in seinem schwersten Siechtum derart einheizen und es zu allem Überfluß noch ständig ohrenbetäubend krachen lassen und die Menschheit in schlotternde Bedrängnis und schwärendste Kümmerniß und Bredouille treiben?

Und für Freunde der volkstümlichen Musik dürfte es eventuell hilfreich sein zu wissen, daß Hansi Hinterseer – übrigens ganz im Gegensatz zu den gewichtigeren Oberteufeln Stalin, Kain, Pol Pot, Voltaire und Max Strauß – nur ein nichtswürdiger, kleiner und völlig unbedeutender Unterteufel ist. Wie beruhigend.

Eckhard Henscheid: Aus der Kümmerniß. Ein gotteskund-licher Roman. Wildleser-Verlag, Erlangen 2012, gebunden, 168 Seiten, 19,80 Euro

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